rp-online.de blamiert sich mit dem Artikel "Die protestantische Freiheit" [update 27.12.2011]
Der Artikel stammt aus dem Archiv! Die Formatierung kann beschädigt sein. Erstveröffentlichung: 20.12.2011 - 14:45
Unter dem Titel "Die protestantische Freiheit" ist seid 20.12.2011 (02:30 Uhr) ein Artikel von Jens Voss in der rp-online zu finden. Ich habe keine Ahnung für was "RP" steht. Das Impressum liefert nur eine Fehlermeldung zurück. In jedem Fall ist der Artikel eine Blamage für die Zeitung. Ich bin gespannt, ob der wieder gelöscht wird.
Schon im Anrisstext geht es los:
Mit dem Anschlag von Luthers 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg am 31. Oktober 1517 begann die Reformation. Sie bewirkte einen Schub hin zu mehr religiöser Freiheit, Innerlichkeit und Subjektivität.
Die Lutheraner und Protestanten waren mit Nichten Verfechter "religiöser Freiheit"! Im Gegenteil! Bis heute hat das Augsburger Bekenntnis (Confessio Augustana) immer noch Bestand in der protestantischen Kirche. Und auf Grund dieses Bekenntnisses, wurden hunderte oder gar tausende Mennoniten, Quaker und andere Konfessionen verfolgt, drangsaliert und zu Tode gequält. Das Luther Antisemit war, sei nur am Rande erwähnt.
Das der Autor die Mennoiten den Protestantismus zuschlägt wird aus dem ersten Satz des Artikels deutlich:
*** Wer Glanz und Elend des Protestantismus auf einen Blick sehen möchte, der kann dies in Krefeld an einer entzückenden Mennonitenkirche mitten in der Stadt tun.***
Das ist Unsinn. Das Apostolische Glaubensbekenntnis was allen Protestanten bekennen und immer so gerne währende des Gottesdienstes heruntergeleiert wird, haben weder die Mennoniten noch die Quaker. Ein Blick in Wikipedia zeigt das die Mennoniten den Teufern zugeschlagen werden. Gerade die Kindstaufe die Mennoniten ablehnen, ist aber Protestanten zu eigen.
Im zweiten Absatz wird dann richtig fett aufgetragen:
Zum Glanz: Natürlich kam Martin Luthers Reformation nicht aus dem Nichts […]. Doch Luther bündelte all das; Luther war […] so etwas wie die Weltseele religiöser Freiheit, […].
Oh-man! Ist hier wirklich von Luther die Rede? Wie erklärt sich der Autor eigentlich den 30 Jährigen Krieg? Religiöser Freiheit gab es in Deutschland zu Zeit Luthers, sowohl bei Protestanten als bei Katholiken, nur in sehr begrenzten Maße.
Den Satz:
Der Wittenberger Freiheitsruf rief eine Fülle von Richtungen, Kirchen, Gemeinden, Gemeinschaften, Lehren und Leidenschaften ins Leben.
Könnte man so falsch verstehen, als sei Luther der Vorkämpfer für die Glaubensfreiheit gewesen und die "95 Thesen" ein Manifest für die Glaubensfreiheit. Mit Nichten! Dort wird Glaubensfreiheit überhaupt nicht thematisiert. Weiter heißt es im Artikel:
Da sind die Reformierten, die sich auf Ulrich Zwingli (1484–1531) und Johannes Calvin (1509–1564) beriefen und sich als Spitze der Reformation begriffen.
Das ist richtig, und genau zu dieser Ulrich Zwingli steht in Wikipedia:
Als Schattenseite seines Wirkens wird oftmals Zwinglis Verhältnis zur Täuferbewegung angesehen. Auf Zwinglis Drängen liess der Rat von Zürich alle Täufer der Stadt entweder vertreiben oder nach Gefangennahme und Folterung hinrichten. […] Die Verfolgungen der Täufer hielten noch über Generationen an. Erst 2004 fand eine versöhnende Versammlung zwischen Zürcher Reformierten und Täufern statt.
…So viel zum Thema "Glaubensfreiheit".
Die Krönung in dem Artikel ist dann der der folgende Satz:
Dem Protestantismus sind auch große humanitäre Leistungen und Zeichen erwachsen. Es waren Quäker (seit 1649 als Erweckungsbewegung entstanden) und Mennoniten (wurzeln in der Täuferbewegung der Zeit Luthers), die seit dem 18. Jahrhundert in England und Amerika gegen den Sklavenhandel protestierten […]
Da werden dann die Protestanten mit den Taten der Quäker und Mennoniten geschmückt, die sie zuvor bis aus Blut malträtiert haben. Ja, schönen Dank auch! Trackback-URL
[update 20.12.2011]
Offenbar ist der Artikel mittlerweile entfernt worden. Jedenfalls kann ich ihn nicht mehr unter der ursprünglichen URL aufrufen. Mittlerweile habe ich auch herausgefunden für was "RP" steht: "Rheihnische Post".
[update 26.12.2011]
Jetzt ist der Text wieder aufgetaucht. Datiert mit dem 24.12.2011 - 13:46 (“zuletzt aktualisiert”). Die URL lautet jetzt: http://www.rp-online.de/panorama/deutschland/die-protestantische-freiheit-1.2646293. Ich konnte keine größeren Änderungen feststellen. Das einzigste was ich glaube was sich verändert hat, ist das es jetzt in der Rubrik “Serie - Weltreligionen (9)” eingeordnet ist. Möglicherweise wurde der Artikel zwischenzeitlich nicht gelöscht, sonder wurde nur verschoben. Man weiß es nicht…
[update 27.12.2011]
Abweichent ist diese URL als Permanentlink angegeben: Serie - Weltreligionen (9): Die protestantische Freiheit (RP ONLINE, 24.12.2011)</
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