Harmagedon im Kleinwagen
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Ich muss gestehen, die Winterverhältnisse falsch eingeschätzt zu haben. Plan war, einen Mietwagen zu nehmen, das ganze Gepäck rein zu werfen und nach Berlin zu fahren. Um 18 Uhr haben wir den Wagen von Flughafen abgeholt. Dort haben wir auch noch in dem einzigen offenen Restaurant zu Abend gegessen. Dann fuhren wir nach Hause, die Sachen reinzuwerfen. Um 21 Uhr waren wir auf der Autobahn Richtung Berlin.
Bis ca. 23 Uhr ging es auch einigermaßen. Wenig Verkehr und mäßiger Schneefall. Aber dann wurde es doch immer heftiger. Wir hatten bis Dato eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 50 h/km. Also sind wir sehr langsam gefahren. Trotz dem vorsichtigem Fahren hatten wir eine kritische Situation, wo wir uns einmal um die eigene Achse gedreht haben. Glücklicherweise hatten wir die gesamte drei- oder vier-spurige Autobahn (so genau konnte man das bei dem Schnee nicht mehr sagen) für uns alleine und konnten den Wagen „einfach austrudeln“ lassen.
Zwei Stunden später hatten wir das nächste Problem: Es stank auf einmal stark nach verkohltem Plastik. Wir fuhren sofort recht ran. Diverse Leuchten waren im Display zu sehen. Ich stellte das Warndreieck auf und konsultierte das Handbuch, das unglücklicherweise kein Index hatte. In der Zwischenzeit telefonierte meine Begleiterin mit der Autovermietung. Nach ein bisschen Lesen und Fummeln hatte ich die Motorhaube auf und den Ölstand gefunden. Da ich null Ahnung von Autos habe, half das auch nicht wirklich weiter.
Also führen wir zum nächsten Parkplatz und warten über eine Stunde auf den Pannendienst. In der Zeit reflektierten wir unsere Situation und witzelten über unser Pech. Der Schnee fiel immer dichter und meine Begleiterin meinte mit gespielt theatralischer Katastrophenfilm-Stimme: „...Wir werden alle umkommen!“ und ich erwiderte „...Genau! Harmagedon beginnt in einem liegengebliebenen japanischen Kleinwagen auf der A9.“ und nach kurzem Nachdenken fügte ich noch hinzu „...Aber ich hab mir Harmagedon irgendwir wärmer vorgestellt.“
Wir wurden dann in eine Werkstatt in eine kleines Dorf in der Nähe von Hof geschleppt. Wir erfuhren, dass die Werkstatt Montag erst wieder auf hat und wurden dann um 5h30 mit ein Taxi in ein Hotel in Hof gebracht. Das Taxi hatte extreme Schwierigkeiten die Hügel rauf zu kommen, weil die Bundesstrassen nicht geräumt waren. Zum Teil sind wir mit 20 km/h gefahren.
So, jetzt sitzen wir gerade in Hof in einem Hotel mit 70er Jahre-Flair und warten auf den Ersatzwagen aus Zittau. Eigendeich sollte uns ein Taxi nach Zittau bringen. Nur haben die Taxis auf Grund der Witterung den Betrieb eingestellt. Wir haben die Zeit der Zwangspause in Hof genutzt um auszuschlafen, zu frühstücken, spazieren zu gehen und lecker Kuchenen zu essen. Und die haben hier echt noch „Friedenspreise“. Für den Kuchen hätten wir in München mal locker das doppelte gezahlt. Echt erstaunlich, wie man sich an die Preise in München so gewöhnt... Auf dem Bild ist meine Fahrerin zwischen den Schneemassen zu sehen, während unserem gemeinsamen Spaziergang durch die Innenstadt von Hof. Also: "Mans-" bzw. "Frauhoch" der Schnee!!
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