Quäker “Outreach” im Herzen Europas: Ab Mai werden zwei Ausstellungen Tausende erreichen
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Quäker versuchen und versuchten immer Menschen auf beiden Seiten eines Konfliktes zu helfen. Auch im 2. Weltkrieg war es nicht anders. Deutsche Quäker, z.B., verteilten Bücher unter alliierten Kriegsgefangenen, wie auch englische und amerikanische Quäker ähnliches für die Kriegsgefangenen in ihren Ländern taten. Spuren e.V. (ein kleiner Kulturverein aus dem Weserbergland) und TRACES (eine nicht profitorientiertes Geschichts- und Bildungsorganisation aus St. Paul/Minnesota/USA, die mit dem AFSC “Stille Helfer” Projekt involvierte war) werden ab Mai 2011 zwei Ausstellungen nach Deutschland und Österreich bringen, die eher unbekannte Aspekte der deutsch-amerikanischen Geschichte beleuchten. Mehr Infos unter www.TRACES.org.
Die Ausstellung „Held on the Homefront” (“Gefangen an der Heimatfront”) beschäftigt sich mit dem Schicksal der ca. 380.000 deutschen Kriegsgefangenen in Amerika. Der Historiker Dr. Michael Luick-Thrams hat in den 90er Jahren mehr als 55 ehemalige Kriegsgefangene interviewt und aus deren Berichten, Tagebüchern, Fotos und Zeichnungen eine Ausstellung zusammengestellt, die sich mehr mit den soziologischen Aspekten des Lagerlebens beschäftigt als mit den politischen Hintergründen. Die Quäker in den USA haben damals in vielen der 600 Lager Bücher, Musikinstrumente, Noten, Notizhefte, Tagebücher, Spiele, Karten und vieles andere verteilt.
Die Ausstellung “Vanished” (“Verschwunden”) befasst sich mit dem Schicksal der ca. 15.000 amerikanischen Zivilisten deutscher Abstammung, die zwischen 1941 und 1948 von der amerikanischen Regierung als “enemy aliens” (feindliche Ausländer) in Lagern und Strafanstalten interniert wurden. Sogar deutsche Juden, die vor den Nazis geflohen waren, wurden interniert. Die Quäker halfen den Familienangehörigen, deren Männer in Lagern in Wisconsin oder dem hintersten North Dakota waren, indem sie das Geld für die Miete zahlten oder Essen und Kleidung besorgten, oder indem sie versuchten, dem Verbleib der Männer auf der Spur zu bleiben.
Das Besondere an der Ausstellung ist, das sie in einem alten umgebauten amerikanischen Schulbus präsentiert wird – in dem BUS-eum! Die mitreisenden Dozenten können nicht nur die damit verbundene historische Friedensarbeit der Quäker betonen, sondern sie laden Kinder, Jugendliche und Erwachsene zur direkten Begegnung mit Zeitzeugen ein. Nach den Erfahrungen der Organisatoren aus den USA ist das Auditorium im hinteren Teil des BUS-eums ein Ort, an dem bereichernde Gespräche zwischen den Besuchern stattfinden können, z.B. über die verschiedenen Perspektiven, die es zu Krieg und Frieden, der Behandlung von Kriegsgefangenen oder Internierten früher und heute und Nachkriegskonflikten gibt. Das BUS-eum dient als mobiler Treffpunkt an dem sozio-politische Bildung stattfindet. So dokumentiert der BUS nicht nur historische Geschehnisse sondern ist darüber hinaus ein Friedensprojekt mit direkten Bezügen zum heutigen Weltgeschehen.
Dieses Projekt kann Hilfe gebrauchen. Wenn Ihr einen Ort kennt, an dem der BUS stehen sollte, sagt uns Bescheid. Wenn Ihr Euch einbringen wollt, wir benötigen Hilfe bei der Büroarbeit, jemanden, der/die von Zuhause aus den Zeitplan koordiniert und mit Schulen, Rathäusern, Museen, Bücherei oder anderen Standorten für den BUS Kontakt aufnimmt. Bitte unter: BUSeumTour@traces.org melden.
Wir suchen Gastredner, ehemalige Kriegsgefangene oder Friedensaktivisten, die im BUS einen Vortrag halten oder Diskussionen leiten wollen, oder Klassen als Zeitzeugen zur Verfügung stehen.
Außerdem suchen wir jemanden, der eine Infotafel entwirft und drucken lassen würde. Wir haben im BUS für eine Infotafel Platz, die zeigen könnte, wie Quäker auf allen Seiten des 2. Weltkrieges versuchten, das Leiden zu mindern. Eine andere Tafel könnte zudem darüber aufklären, wo Quäker sich heute in der Welt engagieren. So könnte der BUS in Deutschland und Österreich auch Informationen über die Quäker (in Deutschland: Deutsche Jahresversammlung e.V. und Unabhängige Quaker München) unter das Volk bringen.