Über das Ausharren auf Gott
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Eigentlich wollte ich schon längst eine Rezension über Claus bernet Buch “Deutsche Quäkerschriften Bd. 1: Deutsche Quäkerschriften des 17. Jahrhunderts” schreiben. Allein ich komme nicht zum lesen. Oder genauer: zum Lesen von Papierbüchern. In den letzten Monaten habe ich relativ viel gelesen, aber eben fast nur eBooks. Ich merke das sich für mich die Zeit der Papierbücher dem ende neigt. Und wenn ich mich in der Münchner U-Bahn so umschaue, scheint das auch für Andere zu gälten. Ich sehe immer mehr Leute mit eBook-Readern und Tablet-PCs lesen. Ab und zu noch eine Papierzeitung, aber ganz selten noch mit einem Papierbuch.
Gerade im Alltag haben eBook-Reader unschlagbare Vorteile: Sind leicht, platzsparend, man kann mit einer Hand die Seite umschlagen (wenn man geschickt ist) und man kann die Seite nicht aus versehen verschlagen. Also ideal für das Gedränge in öffentlichen Verkehrsmitteln. Ich verbringe wöchentlich mindestens 10 Stunden im Bahnen, Bussen und auf Haltestellen.
Ein weiteres Argument ist für mich, der Preis. Nicht alle eBooks sind wirklich billiger als ihre Papiervarianten. Das gilt besonders für aktuelle Titel. Aber es gibt jede menge bekannte und weniger bekannte Klassiker, die es lohnt zu lesen. Und bei diesen Klassikern sind die Rechte abgelaufen, so das man diese Bücher tatsächlich für um sonst bekomme.
Ein solchen (weniger bekannten) Klassiker lese ich gerade: “Lebenserinnerung eines deutschen Malers” von Ludwig Richter. Am Anfang berichtet er von seiner Kindheit. Darin schildert er auch seine Erlebnisse von den Napoleonischen Krieg und die Schlacht bei Dresden. Insbesondere die grausigen Szenen nach der Schlacht, mit den hunderten toten und qualvoll sterbenden Soldaten. Ich bin jetzt gerade an der Stelle, wo er als erwachsener von einer Studienreise aus Italien zurück reist. Und zwar zu Fuß über die Alpen! Diese Reise war für ihn auch eine Reise des spirituellen erwachen. Er ist immer wieder auf wichtige Leute gestoßen, die im wichtige Impulse gegen haben. An einer Stelle zitiert er aus einem Brief von Friedrich Ludwig von Maydell der an ihn gerichtet war, die ich hier mal wiedergeben will:
[…] Rothe sagt letzt, die Menschen könnten es gar nicht glauben, daß Gott sich zu ihnen herabgelassen habe, und wollen immer vor allem Dingen zu Ihm herauf erhoben sein. […] Das Gefühl der eigenen Armut (Erkenntnis derselben reicht nicht hin) ist der sichere Vorbote des Herrn, und ich bin überzeugt, daß Er Dich nicht unbesucht gelassen haben wird. Doch gilt, wenn dies nicht der Fall gewesen sein sollte, stille sein und harren, […]
Das entspricht eigentlich ziemlich genau der Quäkerauffassung. Und die logische Konsequenz ist ein Gottesdienst in dem oft geharrt, besonnen und geschwiegen wird. Wir können Gott nicht herbei singen oder herbei predigen. Gott kommt auf uns zu und unsere Aufgabe ist, für ihn empfänglich zu werden. Ein Ort das für sich mal auszuprobieren ist in München die Stille Andacht nach Quäkerart die es seid ein paar Wochen wieder gibt. Die steht für Alle offen. Hier kann man sich gemeinsam in Geduld üben und lernt seine “Armut” zu erkennen. Montag, 26.11.2012 um 19.30 Uhr ist übrigens die nächste Andacht und zwar in den Räumen der Simeonsgemeinde, Violenstraße 6, 80689 München