Arbeitskampf 2.0
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In Zeiten hoher Arbeitslosigkeit, Scheinselbständigkeit (sprich: Honorarverträgen), prekären (weil befristeten) Arbeitsverhältnissen und Zeitarbeitsfirmen, wird es immer schwieriger für Arbeitnehmer und Gewerkschaften ihrer Forderungen auch nur ansatzweise durch zu setzen. Für Arbeitgeber ist es heute ein leichtes Streikbrecher zu finden.
Da freut es mich, das A) die Gewerkschaften neue Formen des Arbeitskampfes finden und B) das dass obersten Arbeitsgericht im September (2009) eine Klage des Handelsverbands Berlin-Brandenburg gegen die Gewerkschaft Verdi abgewiesen hat. Der Streit dreht sich um die Bewertung von so genannten Flashmob-Aktionen der Gewerkschaftler(innen). Jetzt wollen die Arbeitgeber so gar vor das Bundesverfassungsgericht ziehen mit ihrer Klage.
Die Arbeitgeber in Deutschland sind echt verwöhnt. In Frankreich ist der Arbeitskampf wesentlich rabiater. Da werden schon mal Manager gekidnappt uder gedroht die Fabrik in die Luft zu sprengen. Nicht das ich das für Gut heißen würde, aber da sind doch Flashmob-Aktionen echt Pilli-palli dagegen. Aber ich würde mich nicht wundern wenn die Arbeitgeber am Ende ihren Willen bekommen. Die haben sich doch schon längst aus der sozialen Verantwortung verabschiedet. Bei den Nebenkosten wird der Arbeitgeber-Anteil eingefroren und der Arbeitnehmer-Anteil wächst dafür um so schneller.
Allein die Frechheit Löhne zu zahlen, die so niedrig sind, das man zum Überleben auf Transferleistungen angewiesen ist ist schon unmoralisch. Indirekt lässt sich der Arbeitgeber ja damit sein Personal(-kosten) vom Staat subventionieren. Aber sich dann noch hin zu stellen und zu behauten Harz-IV sei zu hoch und böte keine Anreize zu arbeiten, schlägt dem Fass den Boden aus! Was nutzt den ein Job, von dem man nicht leben kann? Normaler weise müsste man sagen: Arbeit von der ich nicht leben kann (also die Ausgaben - in Form von Lebensunterhalt - nicht erwirtschaftet), ist unrentabel. So was gehört abgeschafft und nicht auch noch subventioniert. Wenn Firmen nur noch mit Quer-Subventionierter Arbeitskraft am leben gehalten werden können, sind sie Volkswirtschaftlich unrentabel. In der Betriebswirtschaft könnte man das als Insolvenzverschleppung betrachten, was strafbar wäre.
Aber Vater-Staat pumpt aber Millionen in den Geldmarkt um die “Kreditklemme” zu lösen. Nur war machen Ackermann & Co damit? Sie sind dabei - als hätten sie nichts gelernt - wieder alles zu verzocken. Statt das Geld in das produktive Gewerbe zu investieren, werden hoch spekulative Geschäfte an der Börse gemacht. MIT STEUERGELDER!
Und dann dieser Irrsinn unserer Regierung mit den behämmerten Kindergeld. Die Kinder die es am nötigsten bräuchten, nämlich die von Harz-IV-Empfänger haben nichts davon (weil es mit der Hilfe zum Lebensunterhalt von Harz-IV verrechen wird). Und die Kinder der Reichen, die zwei mal im Jahr wegfahren können, die tollsten Klamotten haben und das Geilste Spielzeug, die bekommen mehr Kindergeld. Danz toll! Echt ganz große Leistung!
Also wenn schon subventionieren und wenn schon Arbeit subventionieren, dann bitte im sozialen Bereich! Die Altersheime, Behindeteneinrichtungen und Kinderbetreungseinrichtung sollten endlich in die personelle Lage versetzt werden, wieder menschenwürdige Arbeit machen zu können. Ich bin für feste Personalschlüssel. Und das Personal sollte direkt vom Staat bezahlt werden. Die Logistik und Verwaltung kann privat bleiben. Der Staat würde quasi als Arbeitskraft-Verleiher auftreten.
Viele Betriebe haben heute massive Probleme ihren Bedarf an Krankenschwestern(-Pflegern) zu decken. Ja, kein Wunder! Die Arbeitsbedingungen der Krankenschwestern(-Pflegern) sind so katastrophal, das das Personal gnadenlos zerschlissen worden ist (die statistische Vereildauer in Pflegeberufen ist meines Wissens deutlich unter 10 Jahre. Sie z.B. Studie der EvFH-Berlin). Die Ausbildungsbedingungen sind kaum besser. Die Gehälter sind ein Witz bei der körperlichen und psychischen Belastung (Schichtdiens und hohe Verantwortung). Der richtige Weg wäre, die Arbeit auf mehr Personal zu verteilen und besser zu bezahlen. Aber wenn es nach den Arbeitgebern ginge. müssten die Arbeitnehmer durch Streichung der Transferleistung zur Arbeitsleisung gepresst werden. Am liebsten wäre ihnen wahrscheinlich eine Leibeigenschaft. Die Arbeitnehmer sollten wieder mit Ketten an die Arbeit gefesselt werden und die Motivation soll die Peitsche auf ihrem rücken bringen. Ja, ich glaube so sehen die “feuchten Träume” einiger Ökonomen, BWLer und Aktionäre tatsächlich aus. Anders kann ich mir die Entwicklungen der letzten Jahre nicht erklären….
Ein Bericht der Frankfurter Rundschau über Flashmobs als Arbeitskampf: “Verfassungsklage gegen Flashmobs - Handel will Blitzaktionen stoppen lassen”, 28.12.2009, http://www.fr-online.de/in_und_ausland/wirtschaft/aktuell/2170872_Handel-will-Blitzaktionen-stoppen-lassen.html
Anmerkung zum Bild: Der Urheber ist mir leider nicht bekannt. Zu sehen ist Sankt Prekarius der Schutzheiliger des Prekariat.
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