Bounout im Job
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Markus Baumgartner macht sich in seinem Blog “Dienstagsmail” in einem Artikel ("Versicherung gegen Burnout | Psychische Überbelastungen in der Wirtschaft nehmen zu") Gedanken zu Überlastung am Arbeitsplatz. Er bezieht sich in erster Linie auf Seelsorger und gibt den modernen Kommunikationsmitteln (Handy) die (Mit-)Schuld.
Ich sehe das etwas anders. Ich arbeite seid 10 Jahren in der Pflege und Assistenz. Ein Bereich in der die Kirche größter Arbeitgeber ist.
Ich habe kürzlich in BWL gelernt, das es nur Sinn macht mit Dingen zu wirtschaften die Knapp sind. Luft und Sonne die unbegrenzt vorhanden sind kann man nicht verkaufen, sind nichts “wert” und es lohnt deshalb nicht mit ihnen zu wirtschaften.
Auf dem Arbeitsmarkt ist es der Zeit genauso. Es gibt Arbeitskraft in Überfluss und Arbeitnehmer werden wie Wegwerfprodukte! Welchen Grund könnten die Arbeitgeber haben, mit der Kraft ihrer Mitarbeiter zu haushalten? Arbeitgeber bekommen best ausgebildete Arbeitnehmer, ohne für deren jahrelange Ausbildung auch nur einen Cent bezahlen zu müssen. Wenn sie ihr Personal ausgepresst haben wie eine Zitrone, werden sie weg geworfen wie Müll. Die gesundheitliche Rehabilitation, die Hilfe zum Lebensunterhalt und gegebenen Falls Umschulung, zahlt dann wieder die Allgemeinheit und nicht der Ex-Arbeitgeber.
Doch scheinbar geht das nicht immer so weiter. Hier in München schlisst das Bayrische Rote Kreuz (BRK) ein Altersheim, weil sie sagen, sie können nicht mehr genügend ausgebildetes Personal finden. Gut, das BRK hätte auch auf die Idee kommen können sich zu fragen, was können wir tun, das Personal gerne und lange bei uns arbeitet, oder selber ausbilden können, oder, oder, oder… Aber so weit sind sie hat noch nicht. Momentan gilt noch “Ex-und-hopp” in der Pflege.
Ich selber bereite auch gerade den Aus- bzw. Umstig in eine andere Branche vor. Ich hab es auch satt, immer weiter von Arbeitgebern zu Hungerlöhnen bis über die Schmerzgrenze Höchstleistung zu bringen, 7 Tage die Woche, 24 Stunden, für Null Anerkennung.
Natürlich ist mir klar, das versucht wird die Wirtschaftlichkeit zu steigern. Nur wird das nicht mit innovativen Ideen gemacht, sondern durch einfallslose - zum Teil gefährliche - “Arbeitsverdichtung”. Es gäbe noch Einspahrpotenziel wenn man zum Beispiel endlich mal ein richtiges Enterprise Resource Planning System benutzen würde, mit geeigneten Eingabegeräten. Aber nein, da müsste man ja A) sein Grips anstrengen und was neues lernen was man in seinem BWL-Studium vor 20 Jahren noch nicht hatte und B) man müsste ja auch noch richtig Geld investieren! NEIN, Das geht nicht! Neue schicke Dienstwagen und Hochglanz-Broschüren (die palettenweist auf den Müll landen) sind da VIEL wichtiger!! In der Sozialwirtschaft wird wirklich nicht über den Tag hinaus gedacht. Langfristiges strategisches Denken? Völlige Fehlanzeige! Man könnte der Politik in so fern eine Mitschuld geben, als das sie ständig unkalkulierbar die Regeln verändert und ihre sozialen Verpflichtungen gerne als Sparren-Reserve missbraucht. Aber das wäre für mich als Sozalwirt um so mehr Anlass, nicht auf immer neue Hiobsbotschaften zu warten, und immer nur zu reagieren, sondern aktiv zu werden und Dingen vor zu greifen, um in der Initiative zu bleiben.
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