Wohngeldantrag
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Ich hatte vor ca. drei Monaten mal ein Wohngeldantrag gestellt. Auf Grund meines Berufswechsels muss ich als Branchenquereinsteicher absehbar für einige Monate mit mit Lohneinbusen leben. Zudem habe ich höhere Fahrkosten (69,70 Euro Monatskarte für ÖPNV) durch den längere Weg. Also habe ich mich durch den Wust von absurden Fragen gekämpft.
Es ging schon damit los, das man bei dem Antrag nicht angeben kann, ab wann man Wohngeld beantragen will. Durch die Erfahrungen in meiner Arbeit als Heilerziehungspfleger wusste, das man den Antrag gar nicht früh genug stellen kann. Ich habe es selbst erlebt, das Bewohner (trotz unserer Unterstürzung) es nicht geschafft haben, einen Antrag beim Bafög Amt ab zu geben, der nicht zurück gekommen wäre. Viele Bewohner waren schon längst mit der Schule fertig und aus den Wohngruppen ausgezogen, und da war der Bafög-Antrag immer noch nicht abschließen bearbeitet!!
Tja, da fasst man sich dann echt an den Kopf, wenn dann noch nicht mal Akademiker (Dipl. Pädagogen) es schaffen, den Antrag den Wünschen des Amtes gemäß ab zu geben. Ich hab mittlerweile die Auffassung das da Prinzip hinter steckt. Als Arbeitgeber (Heilerziehungspfleger) darf man ja den Ämtern gegen über (aus politischen Gründen) keine Meinung haben. Aber als Privat Person darf ich mir das endlich mal haben.
Also der erste Brief auf mein Antrag war schon frech. Da wurde ich allen ernstes gefragt ob ich nicht bei meinen Eltern wohnen könne. Mit 39 Jahren bei den Eltern wohnen? Hallo? Geht es noch? Ich heiße doch nicht Kaczyński! Zu dem hätte ich dann einen Arbeitsweg von über 8 Stunden, da meine Eltern in Berlin wohnen.
Den Brief habe ich dann beantwortet. Jetzt kam noch einer. Ich sollte Kontoauszüge abgeben, von der Zeit vor meiner Antragsstellung (1.7.2010) bis heute, und die Frage, Zitat:
Erhalten Sie von Verwandten, Bekannten regelmäßig Unterstürzung? Bitte Stellungnahme!
Meine Herren, was ist das denn für ein Kommandoton? Ich glaube jetzt geht es echt los. Und - ja, alle meine Verwandten, Bekannten und Freunde würden nie auch nur auf die Idee, mich zu unterstützen. Hallo! Was ist denn das für eine Frage? Hat Derjenige auch nur eine Sekunde nachgedacht was er/sie da schreibt? Ich glaube nicht. Und da ich ja den Antrag für mich selbst gestellt habe und ich mich nicht mehr vor einem Vorgensetzen rechtfertigen musste, so habe ich dann geantwortet:
Sehr geehrte Frau XXXX,
hiermit versichere ich, keine Unterstürzung von Verwandten & Bekannten zu bekommen. Ich habe weder Beraterverträge bei der Pharma-Industrie noch sitze ich in irgendwelchen Vorständen. Ich habe weder ein Konto in der Schweiz, noch in Liechtenstein. Ich bekomme auch keine schwarzen Koffer von der Rüstungsindustrie oder Spenden von Mövenpick. Und ich werde auch nicht von Carsten Maschmeyer eingeladen, in seiner 20-Millionen-Euro-Villa Urlaub zu machen.
Ich hoffe Ihnen weitergeholfen zu haben.
Mit freundlichen Grüßen.
Radicke, Olaf
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