Brief an die Zeugen Jehova
Der Artikel stammt aus dem Archiv! Die Formatierung kann beschädigt sein. Ich hab jetzt mal Zeit gefunden den Zeugen Jehovas zu schreien:
Hallo liebe Zeugen Jehovas! Ich hab mit großen Interesse eure Zeitung “ERWACHET!" (November 2011) (Download ) gelesen. Bei einem sehr interessanten Thema bin ich dann hängen geblieben und länger ins Grübeln gekommen. Und zwar bei dem Artikel “Klimagipfel - Nur heiße Luft?" auf Seite 12+13. In dem Artikel wird das Problem der Klimaerwärmung weder geleugnet, noch wird es als “Strafe Gottes” gewertet, sondern als das gesehen was es ist: ein Menschen gemachtes Problem. Gut - Soweit sind wir uns einig. Eure Schlussfolgerung kann ich dann allerdings nicht nachvollziehen:
Die globale Erwarmung hat etwas von einem Hurrikan. Meteorologen konnen die Starke eines Hurrikans messen und seinen Weg einigermaßen prazise angeben - zum Nutzen aller in der Gefahrenzone. Doch aufhalten kann einen Hurrikan niemand: kein Wissenschaftler, kein Politiker und kein Wirtschaftsfuhrer. Bei der globalen Erwarmung scheint es genauso zu sein. Das erinnert an die Aussage der Bibel, dass „des Menschen Weg nicht in seiner Gewalt steht und dass es dem Menschen nicht gegeben ist, seinen Gang zu bestimmen und seine Schritte zu lenken“ (Jeremia 10:23, Jerusalemer Bibel). ***
Da frage ich mich dann schon: Was war mit Mose und den vielen Propheten in der Bibel, die das Volk zum umdenken gebracht haben, und einen Weg aufgezeigt haben in eine bessere Zukunft? Warum sollte Gott heute nicht mehr zu uns sprechen und uns auf einen besseren Weg führen? Im nächsten Absatz stellt ihr euch die rhetorische Frage “Es gibt eine Losung” und antwortet euch selbst:
Die Bibel macht deutlich, dass „der Bildner der Erde und der sie gemacht hat sie nicht einfach umsonst erschuf“ (Jesaja 45:18). Außerdem erklärt sie: „Die Erde besteht sogar auf unabsehbare Zeit“, also ewig (Prediger 1:4). Gott wird also nicht zulassen, dass die Erde jemals unbewohnbar gemacht wird.” ***
Nun, in der Bibel gibt es einige Beispiele, wo Gott seine Meinung “korrigiert” hat! So steht z.B. in 2. Könige 22:20 “Du [Josia] sollst in Frieden sterben […]". Er ist dann aber während der Schlacht gegen die Ägypter getötet worden (2. Könige 23:29). In 2. Könige 23:27 wendet sich Gott von Jerusalem und dem Tempel ab, dem er in 2. Könige 21:4-7 ewige Treue versichert hat (Allerdings mit dem Vorbehalt, das man sich anständig benehme). Von daher glaube ich nicht, das man sich sich zu sehr auf Prediger 1:4 ausruhen sollte. Weiter heißt es in dem Artikel:
Er wird vielmehr in das Weltgeschehen eingreifen und so wohl der gescheiterten Menschenherrschaft ein Ende machen als auch allen, denen die Erde gleichgültig ist. Gleichzeitig wird er alle die bewahren, die moralisch einwandfrei leben und den aufrichtigen Wunsch haben, ihm zu gefallen. In Sprüche 2:21, 22 wird versprochen: „Die Rechtschaffenen sind es, die auf der Erde weilen werden, und die Untadeligen sind es, die darauf übrig bleiben werden. Was die Bösen betrifft, von der Erde werden sie weggetilgt; und die Treulosen, sie werden davon weggerissen.“ ***
Ich denke das ist eine Anspielung auf das Reich Gottes - richtig? Und ihr geht a priori davon aus, das das Reich sichtbar für alle als, quasi kollektives Erlebnis, eintritt - richtig? Was macht euch da so sicher? Was ist mit Lukas 17,20-21: “Und als er von den Pharisäern gefragt wurde: Wann kommt das Reich Gottes? antwortete er ihnen und sprach: Das Reich Gottes kommt nicht so, daß man es beobachten könnte; noch wird man sagen: Siehe hier! oder: Siehe dort! denn siehe, das Reich Gottes ist mitten unter euch."
Zu dem, wer auf und in der Welt leben wird kann man in Matthaeus 10:38 lesen: “Und wer nicht sein Kreuz nimmt und mir nachfolgt, der ist meiner nicht wert. Wer sein Leben findet, der wird es verlieren; und wer sein Leben verliert um meinetwillen, der wird es finden." (oder auch: Lukas 9.24 und Johannes 12.25) Von daher würde ich das mit dem “Paradies auf Erden” kurz- und mittelfristig erst mal nicht zu viel Erwartung haben. Ich würde er erwarten das erst mal ansteht, das “Kreuz auf sich zu nehmen”. Darunter verstehe ich in erster Linie in dieser Welt Verantwortung zu übernehmen und zu versuchen den Weg zu ebnen, mit das Reich Gottes Wirklichkeit werden kann. Aus dem (und anderen Artikeln) lese ich eine sehr passive und abwartende Grundhaltung heraus. Da weiß ich nicht so recht wo her das kommt. Mir ist zwar der Vers ”[…] denn mein Reich ist nicht von dieser Welt." (Johannes 18:36) bekannt, doch werte ich das nicht so, das ein Wirken in “dieser Welt” nicht von Nöten wäre. Das echte Nachfolge sich auch hier - in dieser Welt - messen lassen muss lese ich aus Lukas 6:43+44 heraus: “Denn es gibt keinen guten Baum, der schlechte Frucht bringt, noch einen schlechten Baum, der gute Frucht bringt. Denn jeder Baum wird an seiner Frucht erkannt; denn von Dornen sammelt man keine Feigen, und vom Dornbusch liest man keine Trauben." Ich denke das Gott jetzt schon in dieser Welt wirken will durch seine Diener und nicht erst in der kommenden.
Deshalb jetzt meine ganz konkrete Frage: Warum setzen sich die Zeugen Jehovas nicht aktiv für den Umweltschutz ein, oder halten in dem Artikel mindestens ihrer Mitglieder dazu an, sorgsam mit den Ressourcen umzugehen. In dem sie dazu angeregt werden den ÖPN zu nutzen; Mit dem Zug zu fahren, statt zu fliegen; auf unnötige Energieverschwendung zu achten; Und vielleicht den Stromanbieter zu wechseln um erneuerbare Energie zu fördern?
Viele Grüße
Olaf Radicke aus München
Die Antwort
…Kam dann recht schnell:
Sehr geehrter Herr Radicke, für Ihre Anfrage möchten wir uns bedanken. Es freut uns, dass Sie sich an uns gewandt hast. Es ist eine feststehende Tradition unseres Hauses Anfragen wie die Ihre – die wir sehr gerne beantworten – nicht über Email sondern auf dem Postweg zu erledigen. Daher möchten wir Sie bitten, uns Ihre Anschrift mitzuteilen. Wir verbleiben mit freundlichen Grüßen. Jehovas Zeugen Zweigbüro Deutschland P.S.: Diese Mail-Adresse ist keine offizielle Mail-Adresse des Zweigbüros und wird ansonsten nicht abgerufen ***
Sehr enttäuschende Antwort! Die E-Mail enthält keinen Namen. Ich weiß also gar nicht wer mir überhaupt geantwortet hat. Pflegen die ZJ die gleiche anonymus-krypto Kultur wie das GYM? Sehr unsympathisch! Und warum soll ich jemand meine Postanschrift schicken, der nicht bereit ist den Schutz seiner Anonymität zu verlassen? Auch die E-Mail-Adresse von der die Antwort kam, an die ich nicht antworten soll, ist nichtssagend: “E C” <w-antw2[bei]mail.com> Na, ich denke mal drüber nach, ob ich darauf eingehen werde.