Hirntod und Organspende: Über was reden wir?
Der Artikel stammt aus dem Archiv! Die Formatierung kann beschädigt sein. Viele werden - wie ich - in den letzten Tagen, von ihrer Krankenkasse, einen Organspendeausweis zugesandt bekommen haben. Jetzt stellt sich die Frage, wie man dazu steht. Ich habe darüber schon einige Gespräche zusammen mit meiner Mutter und mit meiner Freundin geführt. Die Positionen gingen dabei z.T. auseinander.
Für mich zeigte sich, das über das Thema Tod (vor allem der Eigene) noch viel zu wenig nachgedacht wird. Was mich aber nicht wirklich überrascht hat. Vor einigen Jahren wollte ich meine Patientenverfügung aufsetzen (Anlass war die Gesetzesänderung damals). Es war mir aber nicht möglich jemanden in meinem engeren Umkreis zu finden, der bereit war die Bevollmächtigung zu übernehmen, für den Fall das ich nicht mehr Entscheidungsfähig bin. Mit meinen Tod wollte sich schlich niemand auseinandersetzen. Zu mindestens nicht jetzt, wo es keine konkrete Veranlassung gibt.
Das Dilemma ist für die Meisten, das Tod etwas abstraktes ist. Gestorben wird im Fernsehen am anderen Ende der Welt und dann meist blutig und schnell. Nach >10 Jahren in der Pflege ist für mich die zerbrechlichkeit von Gesundheit und Leben sehr greifbar geworden. In unserer medizinischen Hochtechnologie ist der Prozess des Sterben seltener ein schneller. Es kann auch schon mal über Jahre gestorben werden. Möglicherweise könnte man auch zu der Betrachtung kommen, das mit der Geburt - nein - mit der Befruchtung schon der Sterbeprozess eingesetzt hat. Die schwierige Frage ist, wann man ein Leben tatsächlich als “Beendet” - also tot - betrachtet? Um diese Frage etwas greifbarer zu machen, die nicht jahrelang in der Pflege gearbeitet haben, empfehle ich den Artikel in der Frankfurter Rundschau “Wer noch warm ist, ist nicht tot”, vom 22.5.2012, ein Interview mit Alexandra Manzei.