Gedanken zum "Gottesdienst"
Der Artikel stammt aus dem Archiv! Die Formatierung kann beschädigt sein. Bei dem heutigen Mennoniten-Gottesdienst hieß es in der Predigt (der Gottesdienst wird oft von mehr als einem Prediger gestaltet) sinngemäß: “Wir dienen heute im Gottesdienst Gott mit Gesang, Gebet und Predigt.". Das hat mich ins Nachdenken gebracht. Warum sitze ich als Quaker in einem Mennoniten-Gottesdienst ? Weil ich Gott mit Gesang, Gebet und Predigt dienen will? Äh-Nein, bestimmt nicht ! Ich singe nicht mit, ich predige nicht (wobei ich das nicht kategorisch ausschließen würde für die Zukunft) und ich bete nicht laut mit. Zumeist bin ich der einzige der sitzenbleibt, wenn nach Aufruf alle aufstehen und das Vaterunser im Chor aufsagen.
Nein ich habe nicht das Gefühl, ich würde durch meine Anwesenheit oder mein Zutun im Gottesdienst, Gott dienen. Für mich ist es auch kein Gottesdienst sondern eine Versammlung. Hoffentlich eine geistig-spirituelle. Wenn Mennoniten sagen, sie singen, predigen und beten nur für Gott, dann kommt es mir wie eine Opferhandlung vor. Als opferten sie Zeit und Mühe, so wie die Juden in Jerusalem früher Tiere und Geld geopfert haben. Ich denke da an Hebräer 9:11-14:
Christus aber ist gekommen als Hoherpriester der zukünftigen Güter und ist durch das größere und vollkommenere Zelt - das nicht mit Händen gemacht, das heißt, nicht von dieser Schöpfung ist - und nicht mit Blut von Böcken und Kälbern, sondern mit seinem eigenen Blut ein für alle Mal in das Heiligtum hineingegangen und hat uns eine ewige Erlösung erworben. Denn wenn das Blut von Böcken und Stieren und die Asche einer jungen Kuh, auf die Unreinen gesprengt, zur Reinheit des Fleisches heiligt, wie viel mehr wird das Blut des Christus, der sich selbst durch den ewigen Geist als Opfer ohne Fehler Gott dargebracht hat, euer Gewissen reinigen von toten Werken, damit ihr dem lebendigen Gott dient! ***Da lese ich für mich heraus, Das seid Christus das opfern keinen Sinn mehr macht und nur das Leben im Dienst Erlösung/Erfüllung bring und uns vor Gott rechtfertigt.
Also, gehe ich nicht zu den Versammlungen um meine “Zeit zu opfern”. Ich gehe noch nicht einmal hin, weil ich glaube, damit Gott zu dienen. Ich gehe dort hin, um Menschen zu begegnen die auf einer “Wellenlänge” mit mir sind, um mich auszutauschen, mich inspirieren zu lassen und am Leid und Glück im Leben anderer teilzuhaben. Deshalb bedeutet mir das Singen und das Beten im Chor nichts. Ich mag es mich von den Predigten anregen zu lassen - wie hier im Blogartikel - und mich danach im persönlichen Gespräch auszutauschen. Gott dienen, will ich wann immer ich mich ge- und be-rufen fühle. Und ich denke und unterstelle den meisten Mennoniten, dass sie das auch so sehen. Das mir wirklich fehlt ist das gemeinsame Warten. Dasitzen und einfach mal kommen lassen. Kein fester Ablauf. Keine einstudierte Predigt. Sondern einfach mal gemeinsam in sich rein horchen.
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