Internet und Urheberrecht - wie halten die Quaker es damit?
Der Artikel stammt aus dem Archiv! Die Formatierung kann beschädigt sein. Seid geraumer Zeit wird heftigst in den Medien über das Thema Urheberrecht (Oft auch fälschlicherweise “Geistiges Eigentum” genannt) gestritten. In unregelmäßigen Abständen werden dann “offene Briefe” veröffentlicht. Zuletzt von prominente deutsche Künstler, wie im Heise-Artikel vom 10.05.2012 berichtet wird (Titel: “Urheberrechtsdiskussion: Künstler legen nach”). Unter Quaker ist ja die ganze Breite aller beteiligen/betroffenen Personen vertreten: Es gibt Autoren, mindesten einen Verlag, Websites, Bibliothekare und natürlich Konsumenten. Mich würde mal interessieren, was die zu dem Thema sagen!
Ich mach mal den Anfang und versuche zunächst die Grundproblematik zu umreißen: Früher kaufte man Bücher auf Papier und Musik auf Platten, las und hörte sie, lieh sie aus und verkaufte sie weiter. Niemand störte sich daran. Künstler/Autoren, Verlage und Konsumenten akzeptierten über viele Jahrzehnte dieses (Rechts-)System. Mit dem Internet veränderte sich radikal das Gefüge. Das Weitergeben und verlustfreie Kopieren wurde sehr einfach, wenn Bücher und Musik in digitaler Form verteilt wurde. Also wollten einige die technischen Möglichkeiten radikal beschneiden, und die Weitergabe und Kopieren mit drakonischen Strafen belegen. Das heißt die Vorteile der neuen Technologie wollten die Rechteinhaber einseitig zu ihrem Gunsten verwenden.
An digitalen Büchern wird das Problem besonders deutlich: Ein digitales Buch kostet auf Grund der deutschen Buchpreisbindung genauso viel wie die Papierversion. Der Verlag hat aber so gut wie keine Lager- und Auslieferungskosten. Er bräuchte nicht mal mehr den Bucheinzelhandel. Kann den Gewinn also komplett selber einstecken. Zudem siend die meisten Bücher mit einem Kopierschutz versehen, die den Leser daran hindern das Buch zu kopieren oder weiter zu geben. Der Konsument kann also nicht mehr wie Früher Bücher an seine Freunde verleihen oder das Buch weiterverkaufen. Die Absurdität dieser Einschränkung macht ein Kommentator im Heise-Forum (Zarzal, 10. Mai 2012 11:49) illustriert das Missverhältnis sehr pointierter:
Ich kann ein Produkt nur einmal verkaufen und einmal dran verdienen. Wenn diese Künstler es nicht schaffen ihr 'Produkt' so zu verkaufen, das sie einmal genug daran verdienen ist das ihr Problem. Hört auf zu heulen!Stellt euch mal vor, ich schraube einen PC zusammen und liefer den aus. Dann komme ich jedes mal an wenn ein anderer Mitarbeiter vor dem Teil sitzt und verlange den Preis noch einmal. Mein Kunde würde mir nen Vogel zeigen.
Der Rechtsbegriff der hier beschrieben wird ist der so genannte “Erschöpfungsgrundsatz”. Gäbe es diesen Grundsatz nicht, könnten wir keine öffentlichen Bibliotheken mehr betreiben! Deshalb würde mich mal interessieren wir Jochen das sieht, der Mitglied des GYM ist und Bibliothekar. Wie stellt er sich den fairen Umgang mit digitalen Büchern vor? Oder wie sieht Claus Bernet das (auch Quaker und Autor)? Würde es Claus akzeptieren, für jedes Buch das er in einer Bibliothek für seine Forschung ausleiht, Geld zu bezahlen? Wenn - ja -, wie viel?
Ich bin auch Mitautor eines Buches (“Ohne Kreuz keine Krohne) was in Papierform vorliegt, Autor diese Blogs, Autor bei Wikipedia, Wikibooks und anderen Wikis. Ich schreibe in erster Linie um Wissen zu Teilen. Als Legastheniker bin ich es gewohnt, das andere an meinen Texten Anteil haben. Ich käme nicht auf die Idee, die Nutzung meiner Texte mit so starken Restriktionen zu verbinden, wie es einige Künstler und Autoren derzeit versuchen durchzusetzen. Ich bin darauf angewiesen das mir Andere bei meiner Arbeit helfen und mit mir fair umgehen. Also ist es für mich selbstverständlich, das ich mit meinen Nutzern versuche fair umzugehen. Ich bin überzeugt, das die Menschheit - bisher - überlebt hat, weil jeder nur auf sein eigenen Glück achtet, sondern weil man kooperiert und versucht Probleme gemeinsam zu lösen. Genau diese Eigenschaften werden in der Zukunft darüber entscheiden, ob wir die Herausforderungen mit der Ressourcen-Knappheit und der Umweltverschmutzung meistern werden. Wenn wir es aber noch nicht mal bei dem Urheberrecht schaffen einen fairen Ausgleich zwischen den Beteiligten herzustellen sehe ich schwarz für unsere Zukunft!