Urchristliche Gütergemeinschaft in einer Modernen Gesellschaft
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Letzten Sonntag beim Mennonitengottesdienst (den ich recht regelmäßig besuche) hatte ich ein sehr anregendes Gespräch. Ich sprach mit einem Mitglied der Mennonitengemeinschaft, von dem ich ausgehe, das er eher konservative Positionen vertritt und erzählte von meinen Plänen, bald mit meiner Freundin zusammen in eine WG zu ziehen. Ich selber habe keine Beziehung zu äußerlichen formalen Vermählungen. Ich mache auch kein Hehl daraus. Ich nehme meine Beziehung ernst und gehe - denke ich - sehr bewusst damit um. Für mich ist das aber in erster Linie nach Innen gerichtet und nichts Repräsentatives was nach außen eine bestimmte Form haben müsste. Ich vermutete, das ich mit dieser Ansicht nicht ungeteilte Zustimmung bei den Mennoniten bekommen würde. Deshalb habe ich das Thema nach dem Gottesdienst ganz offen bei Kaffee & Kuchen in einem Gespräch angeschnitten. Es gab ein paar Nachfragen, aber eine ernsthafte Entrüstung bei meinem Gegenüber war nicht zu spüren. Vielleicht wäre es aber auch was anderes gewesen, wenn ich Mennonit und Mitglied wäre und nicht nur Quäker und Vertrauter der Gemeinde.
Über das Thema, als Paar in einer WG leben, kamen wir irgend wann auf das Thema “Urchristliche Gütergemeinschaft”. Mein Gesprächspartner erzählte mir von seiner Begeisterung dafür, speziell im mennonitischen Kontext. Die Mennoniten habe hier, eine lange Tradition. Bei Quäkern war Gütergemeinschaft nie wirklich eine Option die sich flächendeckend oder in nennenswerter Zahl durchgesetzt hätte. Quäker hatten sich immer wieder untereinander finanziell unterstützt, aber bis zu einer richtigen Gütergemeinschaft kam es eher selten. Ich will nicht leugnen, das dieses Thema nicht auch auf mich eine gewisse Anziehung ausübt.
Die größte Herausforderung sehe ich aber darin, das heute die wenigsten Leute (und Quäker traditionell schon gar nicht) in der Landwirtschaft arbeiten. Von daher ist es natürlich sehr schwierig sich gemeinschaftlich die Produktionsgüter und das Land mit den gemeinsamen Erträgen zu teilen. Die meisten Menschen arbeiten heute im so genannten Sekundären Sektor oder im Tertiären Sektor. Nur noch ca. 10% arbeiten im Primären Sektor, also der Landwirtschaft. Da kam mir die Idee, ob nicht eine Urchristliche Gütergemeinschaft sich in Form einer Zeitarbeitsgemeinschaft organisieren kann. Vielleicht kann man auf diesem Weg, als Gemeinschaft wieder das Gefühl haben, gemeinsam zusammen zu arbeiten. Und sich und der Gesellschaft zeigen, wie gerechte Lohnarbeit aussehen könnte. Die Gemeinschaft entscheidet gemeinsam, zu welchen Konditionen sie ihre Arbeitskraft “verkauft” und wie sie die Gewinne untereinander verteilen. Ganz zu Ende habe ich das noch nicht gedacht. Vielleich kommen euch ja noch ein paar Gedanken oder Idee dazu?