Was bei mir von der heutigen Predigt hängen geblieben ist
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Als ich heute vom Gottesdienst nach Hause kam, wurde ich von meiner Freundin gefragt, wie es im Gotti so war. Eigentlich kann ich mir den Inhalt von Vorträgen ganz gut merken. Irgendwas bleibt bei mir immer hängen. Aber diesmal hatte ich echt Probleme mich an die Leitthese bzw. das Leitmotiv der Predigt zu erinnern
Gepredigt hat (als Gast) der Pastor der Gemeinde, deren Räume die Mennoniten für ihren Gottesdienst angemietet haben. Das Erste an was ich mich noch erinnern konnte, was das er ziemlich laut sprach. So als spräche er zu 300 Leuten und nicht zu 30, die es vielleicht tatsächlich waren. Ist er wahrscheinlich gar nicht gewohnt, vor so wenig Publikum zu predigen.
Das Zweite an das ich mich erinnern konnte war, dass er die Anwesenden mit “Sie” ansprach. Das war für mich völlig ungewohnt und etwas befremdlich. Das ist weder bei Mennoniten noch bei Quäkern so üblich. Weder in der Predigt noch im persönlichem Gespräch nach dem Gottesdienst. Die Gemeinde wird mit “Ihr” und “Euch” von den Predigern angesprochen. Selbst die ältesten Mitglieder werden selbst von Jugendlichen mit “Du” angesprochen. Egal ob man sich das erste Mal sieht oder schon jahrelang kennt.
Mit Hilfe von Google habe ich tatsächlich noch zusammenbekommen, worum es in der Predigt ging. Es ging um 1. Kor. 1,18-25. Der Prediger versuchte einen Bogen zu schlagen, von den Griechen von den in 1. Kor. geschrieben wird und den “Griechen von Heute”. Das war als Übertragung gemeint. Die Griechen von 1. Kor. stehen für ein rationales aufgeklärtes Weltbild, was im Widerspruch zum irrationalen Kreuzestheologie steht. Der Prediger versuchte nun diese in die heutige Zeit zu übertragen und machte sich Gedanken über die Menschen, die mit dem Kreuz, dem Kreuztod, Opfertod usw. nichts mehr anfangen und versuchten einen rationalen Zugang zum Christentum zu finden und die irrationalen Elemente zu ignorieren.
Die Predigt blieb in weiten Stecken abstrakt und allgemein. Das war wahrscheinlich auch der Grund, warum bei mir nichts hängen blieb. Ich kann auch nicht mehr die einzelnen Gedanken des Vortrags oder die Quintessenz wiedergeben. Ob und welche Bedeutung das Kreuz für mich hat, erwächst - so denke ich - aus der persönlichen Auseinandersetzung mit Gott, Jesus und dem Inneren Licht. Das ist weder etwas, was man lernen kann, noch etwas, was man voller Ehrfurcht unhinterfragt hinnehmen muss. Dinge die man nicht versteht, kann man auch einfach mal unbeantwortet stehen lassen, ohne ihnen mit Gewalt eine Bedeutung zu geben. Meiner Erfahrung nach, bekommen die Dinge ihre Bedeutung durch bestimmte Anlässe oder Erfahrungen. Wichtig ist nur, das man mit offenem Herzen und Augen durch das Leben geht.
Ich glaube schon, dass das Christentum/Quäkertum wichtige Anliegen hat, die auch rein rational verständlich und einsichtig sind. Und die das Zusammenleben immens erleichtern können und mit Lebensqualität und Gerechtigkeit zu tun haben. Wenn man sich mit seiner Selbstsucht und Verblendung auseinandersetzt, ist das natürlich eine hervorragende Basis, Dinge umzusetzen, die man zuvor schon als richtig und gerecht erkannt hat. Eine Möglichkeit wie man das Kreuz verstehen kann, ist dass man vor seinem Ego, das einem immer wieder selber zu Fall bring und viel Leid schafft für sich und andere, kapituliert, so wie Christus vor dem Kreuz kapituliert hat. Es kann verdammt weh tun, zusehen, dass man Scheiße baut. Da aber nicht wegzuschauen sondern durch den Schmerz durchzugehen, das ist was ich darunter verstehe “sein Kreuz auf sich zu nehmen”.