Der Jakobusbrief - quasi das Quaker-Evangelium
Bei den Mennoniten in Krefeld hat der Pastor über den Jakobusbriefe gepredigt und im Anschluss in einen Zoom-Meeting ein Austausch darüber gemacht. Das hatte mich angeregt, mir den Jakobusbrief noch mal komplett durch zu lesen. Ich habe dann mit Überraschung festgestellt, das sich in diesem, doch recht überschaubaren Text, alle Kernaussagen des Quakertums wiederfinden lassen. Hier liste ich auf, was und wo in dem Text ich sie gefunden habe. Die Zitate stammen aus der Unrevidierte Elberfelder Übersetzung von 1932.
Die vier Quakert-Zeugnisse
Zeugnis der Integrität (Testimony of Integrity)
Jak 5,12
Vor allem aber, meine Brüder, schwöret nicht, weder bei dem Himmel, noch bei der Erde, noch mit irgend einem anderen Eide; es sei aber euer Ja ja, und euer Nein nein, auf daß ihr nicht unter Gericht fallet.
Friedenszeugnis (Peace Testimony)
Jak 2,11
Denn der da sprach: Du sollst nicht ehebrechen, sprach auch: Du sollst nicht töten. Wenn du nun nicht ehebrichst, aber tötest, so bist du ein Gesetzes-Übertreter geworden.
Jak 3,18
Die Frucht der Gerechtigkeit in Frieden aber wird denen gesät, die Frieden stiften.
Jak 4,1+2
Woher kommen Kriege und woher Streitigkeiten unter euch? Nicht daher, aus euren Lüsten, die in euren Gliedern streiten? Ihr gelüstet und habt nichts; ihr tötet und neidet und könnet nichts erlangen; ihr streitet und krieget; ihr habt nichts, weil ihr nicht bittet;
Zeugnis der Einfachheit (Testimony of Simplicity)
Jak 2,5:
Höret, meine geliebten Brüder: Hat nicht Gott die weltlich Armen auserwählt, reich zu sein im Glauben, und zu Erben des Reiches, welches er denen verheißen hat, die ihn lieben?
Jak 4,4+5
[…] wisset ihr nicht, daß die Freundschaft der Welt Feindschaft wider Gott ist? Wer nun irgend ein Freund der Welt sein will, stellt sich als Feind Gottes dar. Oder meinet ihr, daß die Schrift vergeblich rede? Begehrt der Geist, der in uns wohnt, mit Neid?
Zeugnis der Gleichheit (Testimony of Equality)
Jak 3,8+9
[…] die Zunge aber kann keiner der Menschen bändigen: sie ist ein unstetes Übel, voll tödlichen Giftes. Mit ihr preisen wir den Herrn und Vater, und mit ihr fluchen wir den Menschen, die nach dem Bilde Gottes geworden sind.
…Also alle Menschen tagen das von Gott in sich.
Mehr zum Thema findet ihr im Wikipedia Artikel Quakert-Zeugnisse.
Die Vorstellung der Quaker vom Inneren Licht
Jak 1,13+14
Niemand sage, wenn er versucht wird: Ich werde von Gott versucht; denn Gott kann nicht versucht werden vom Bösen, und selbst versucht er niemand. Ein jeder aber wird versucht, wenn er von seiner eigenen Lust fortgezogen und gelockt wird.
Jak 1,17
Jede gute Gabe und jedes vollkommene Geschenk kommt von oben herab, von dem Vater der Lichter, bei welchem keine Veränderung ist, noch eines Wechsels Schatten.
Jak 4,5
Oder meinet ihr, daß die Schrift vergeblich rede? Begehrt der Geist, der in uns wohnt, mit Neid?
Die Art des Quaker-Gottesdinst (Stille Anadacht)
Jak 1,4
Das Ausharren aber habe ein vollkommenes Werk, auf daß ihr vollkommen und vollendet seid und in nichts Mangel habt.
Jak 5,7+8
Habt nun Geduld, Brüder, bis zur Ankunft des Herrn. Siehe, der Ackersmann wartet auf die köstliche Frucht der Erde und hat Geduld ihretwegen, bis sie den Früh- und Spätregen empfange. Habt auch ihr Geduld, befestiget eure Herzen, denn die Ankunft des Herrn ist nahe gekommen.
Kritik
Kritisch anzumerken ist noch, das Luther nicht sehr begeistert vom Jakobus ist. Was auch nicht weiter verwundert. Widerspricht er doch Luthers Soli “Nur aus Gnade”:
Jak 2,24
Ihr sehet also, daß ein Mensch aus Werken gerechtfertigt wird und nicht aus Glauben allein.
Er nannte den Jakobusbrief deswegen auch eine “stroherne Epistel” nannte. Da ich aber noch nie Luther-Fanboy war, kratzt mich die Meinung von Luther nicht.
Was ich zu kritisieren hätte, ist den intellektuellen Anspruch den man herauslesen könnte an stellen wie dieser:
Jak 3,2
[…] denn wir alle straucheln oft. Wenn jemand nicht im Worte strauchelt, der ist ein vollkommener Mann, fähig, auch den ganzen Leib zu zügeln.
Vielleicht korrespondiert das auch mit dem elitären und Intellektuellen Anspruch, den ich oft bei Quakern wahrzunehmen meine.