Von Luthers Afterhumor zum Friedenszeugnis der Quäker
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Intro
In dem Weblog von Christof Lenzen [1] hatte ich in den letzten Tagen immer mal wieder ein paar Kommentare geschrieben. Daraus entwickelte ich ein längere Diskusion. Fiele angerissene Themen sind komplex und bedürfen ein paar Worte mehr. Mit mein Kommentar nicht länger ist als der eigentliche Artikel, hielt ich es für Fair, einen eigenen Artikel in meinen Blog zu schreiben.
Ich gehe in dem nun folgenden auf die von Christof aufgebrachten Fragen ein. Darüber hinaus werde ich Positionen erörtern die nicht unmittelbar mit dem Gesagten von Christof zu tun haben, wo ich aber denke das es hilfreich für ein Gesamt Bild (meiner Auffassung) ist. Ich gehe dabei nicht immer Chronologisch vor, sondern gruppiere nach Themen. Die Zitate stammen aus den beiden Artikeln “2 Zitate: zum Schmunzeln und Nachdenken…” vom 6.1.09 http://wegbegleiter.wordpress.com/2009/01/06/2-zitate-zum-schmunzeln-und-nachdenken/ und “Islamkritik: Grundlegende Unterschiede zwischen Islam und christlichem Glauben” vom 29.12.08 http://wegbegleiter.wordpress.com/2008/12/29/islamkritik-grundlegende-unterschiede-zwischen-islam-und-christlichem-glauben/
Das Friedenszeugnis
Christoph schiebst “Denn Frieden fängt mit Worten an.”[2] und kritisiert meine scharfen Worte. Da setze ich - zugegeben polemisch - entgegen: “Ja, euer Frieden fängt mit Worten an und belässt es bei Worten!” Mit euer dürfen sich alle angesprochen fühlen, die zu einen Denomination gehören, deren Mitgliedern es nicht verboten ist, an Kriegen Teil zu nehmen, oder sogar “Feldseelsorger” in Uniformen haben (Evangelische und Katholische Kirche). Das ist mir völlig unverständlich, wie Mitglieder von Konfessionen die den Krieg nicht kategorisch ablehnen, meinen anderen das Friedenszeugnis der Quäkern erklären zu müssen. Ich bin Totalverweigerer. Mich bekommt man nur tot in eine (Militär-)Uniform. Wenn die Quäker und Mennoniten sich zu Gesprächen mit Mahmud Ahmadinedschad treffen, kann man das kritisieren. Aber ich bin mir sicher, das Mahmud Ahmadinedschad harte Worte gehört haben wird von den Quäkern. Deutlichere Worte, als das in der üblichen Diplomatie möglich währe. Der Verzicht auf Gewalt, bedeutet nicht eine Verzicht auf Politische Aktivitäten, sondern macht diese - aus quäkerischer Sicht - um so wichtiger. So nahmen sie es hin, als Kommunisten denunziert worden zu sein, als sie gegen den Vietnam-Krieg demonstrierten (und das auch mit scharfen Worten und sogar in einem Fall durch Selbstverbrennung).
Das ist doch doppelmoralisch. Einerseits heißt es das Friedenszeugnis der Quäker ist Spinnerei und Unrealistisch. Man müsse als Christ der Realität ins Auge sehen. Man lebe (noch) nicht in Gottes neuer Welt, da müsse man sich auch mit Waffen verteidigen um Gerechtigkeit zu schaffen (noch mal Verweis auf Zwei-Reiche-Lehre [3]). Und anderer Seits heißt es, “Nein, ihr dürft uns nicht kritisieren, das verstößt gegen euer Friedenszeugnis!”. Gerade so wie es einem gerade in dem Kram passt. Werden in eurer Gemeinde, junge Männer ausgeschlossen, wenn sie den Wehrdienst antreten? Nein - vermutlich nicht. Also ich glaube eine Zeugin Jeova hätte mehr Recht das Friedenszeugnis - wie es die Quäker verstehen - zu kritisieren, wenn er den Anlass dazu hätte. Die haben nämlich auch eines, sind aber da zu verpflichtet, sich aus der Politik heraus zu halten. Vielleicht rührt auch daher Christofs Bild von Friedenszeugnis. Die Mennoniten liegen Theologisch irgend wo dazwischen. Traditionell sind sie nicht so Konfrontation wie die Quäker, ohne die Qualität ihrer Friedensarbeit in Frage stellen zu wollen.
Toleranz im Glauben
Weiter schriet Christof "[…]trotzdem finde ich es schade, dass du nicht auf den Rest eingehst."[2]. Ich weiß nicht auf was du dich beziehst. Wenn du Richard Foster meinst [4], dazu kann ich wenig sagen. Mit evangelikalen Quäkern habe ich (bisher) wenig am (Quäker-)Hut gehabt. In Europa spielen evangelikalen Quäkern keine Geige. Mir ist der Gedanke fremd, bezahlte Pastoren zu haben, eine Liturgie oder Gesang. Auch mit der Mystisch-Esoterische Ausrichtung von Richard Foster kann ich wenig anfangen. Letztlich sind Einzelpersonen unwichtig. Im Zentrum sollte die Wahrheit stehen und nicht die Menschen die sie Aufnehmen und den Geist Gottes wirken lassen, um die Welt durch ihr Licht ein bisschen zu erhellen. Mir ist es Wurst, wen der Herr zu seinem Werkzeug macht. Das kann auch ein Buddhist oder Hinduist sein. Gott kann mir in jedem Menschen begegnen. Aber jeder Mensch kann sich auch verblenden lassen und aus ihm Gier, Haß und Tod entspringen. Aber es ist immer die Wahrheit oder die Offenbarung die im Vordergrund steht. Nicht ein einzelner Mensch. Auf Quäker-Grabsteinen wirst du nie ein Beruf oder ein Titel finden. Und traditionell wird in den Nachrufen berichtet, was Gott durch ihn bewirkt hat und wie Gott sich in seinem Leben offenbart hat. Wenn das dann der Afterhumor bei Luther gewesen sein soll, sage ich: last uns nicht weiter darüber sprechen.
Der Vorwurf mangelnder Toleranz anders denkender und anders glaubenden gegenüber, richtet Christof mehr mals (auch) an mich. So schreibt er “Respekt gegenüber der anderen Tradition ohne Ausblenden der dunklen Seite - wenn wir das hier leben können, dann ist das angemessen.”[5], “Von dir kommt dagegen ein Riesenhaufen Aggressivität gegenüber einer anderen Tradition zum Vorschein. Und bitte: die spezielle Theologie der Quäker ist zu respektieren, aber sie ist eben: speziell. Ich bitte darum, dass schon aus diesem Grunde hier auch der restlichen 99,999% große Haufen der Theologie außerhalb der Quäker von mir aus kontrovers diskutiert wird, aber bitte mit einem Rest von Respekt.”[6], “Nur mal so am Rande: ich hatte hier den Luther ganz unverkrampft zitiert, weil ich ihn erfrischend fand für meine eigene Seele. Was folgt? Ein Überziehen mit Häme, Antisemitismusverdacht, Kommentare und Beschimpfungen weit unter der Gürtellinie (die natürlich hier nicht erscheinen) und die einen echt belasten. Ist schon ein bisschen krank, oder? Ich bleibe dabei: ich weiß um die dunklen Seiten Luthers, aber ich schätze ihn trotzdem.”[7], “Olaf: danke, dass du nun die ultimative historische Würdigung von Luther hinbekommen hast. Und natürlich haben alle anderen, die das auch differenzierter sehen können unrecht und du hast die Deutungshoheit.”[7].
Nun, in der Diskussion war Christof in der Defensive und die Toleranz die er Einklagen wollte ist verständlich. Aber aus meiner Erfahrung heraus vermute ich, Das ich in eine Diskussion mit ihm, in seiner Gemeinde, wo ich alleine mit meiner Meinung währe, auch sehr schnell in die Defensive gedrängt worden währe. Ich zittere hier mal von der Website seiner Gemeinde, mit wir den Theologischen Hintergrund von Christof einordnen können:
“Was zeichnet uns noch aus? Grundlage des Lebens ist die Bibel, Gottes Wort an die Menschen. […] Wir sehen den Menschen als Geschöpf Gottes, das allerdings aus der Beziehung zu Gott durch eigene Schuld heraus gefallen ist und nun Versöhnung benötigt. Diese Versöhnung wird uns durch den Kreuzestod Jesus Christi angeboten - nehmen wir diese für uns an und folgen so dem Ruf Gottes - sind wir mit Gott versöhnt und seine Kinder. Diese “Adoption” ist ein bewusster Prozess und kann nicht von einem Säugling geleistet werden - deshalb praktizieren wir keine Säuglingstaufe, sondern die Glaubendentaufe. Außerdem praktizieren wir ein Abendmahl der Glaubenden, d.h. notwendige Voraussetzung zur Teilnahme ist wiederum der Glaube an Jesus Christus.”[8].
Noch deutlicher finden wir es im Wikipedia Artikel [9] zu dem Verband dem die Gemeinde angehört (Bund Freier Evangelischer Gemeinden): **“Folgende Punkte können als gemeinsamer Kern der Freien evangelischen Gemeinden angesehen werden:
- **Jesus Christus ist Gottes Sohn und der von ihm gesandte Erlöser. **
- **Christ wird man durch die persönliche Entscheidung, Jesus die Herrschaft über das eigene Leben anzuvertrauen. **
- **Die Bibel ist verbindlicher Maßstab für Glauben und Leben. **
- **Der Glaube an Gott in Jesus Christus ist der einzige Weg, Erlösung zu finden. **
Das heißt also ganz Praktisch: Islam, Hinduismus, Buddhismus, Bahai, Daoismus, Judentum… alles Null und nichtig. Als Quäker wurden sie mir noch nicht mal das Abendmahl anbieten, da ich keine Glaubenstaufe in ihrem Sinn habe. Wenn man in solchen Gemeinden von Ökumene spricht, sind immer nur christliche Gemeinschaften gemein. Wobei Quäker, Mennoniten, Zeugen Jehova und Mormonen in der Regel ausdrücklich nicht als christlich angesehen werden. Aber vielleicht irre ich ja auch mal. Sollte ich mal in Eschweiler sein, werde ich bei Christof mal vorbei schauen und meine Vermutung überprüfen. Worauf ich hinaus will ist das: Die Theologische Toleranz, seiner Gemeinde bewegt sich in viel engeren Rahmen, als die meinige. Das was er als Toleranz bezeichnet ist eher Ignoranz. Ich solle ihn oder seine theologischen Standpunkte ignorieren und nicht kritisieren. Mit er weiterhin die meinigen ignorieren kann. In seiner Gemeinde ist der Rahmen viel enger gesteckt, wie man Gott/Jesus zu verstehen hat und wie man zu leben hat. Wenn ich diese Auffassung nicht teile, bin ich weitestgehend von allen Gemeindeaktivitäten ausgeschlossen. Mag sein das Christofs Gemeinde rühmliche Ausnahme ist. Ich hatte in Itzehoe längere Zeit Kontakt zu einer Gemeinde, die zum selben Verband gehörte, wie die Gemeinde von Christof. Erst wollten sie mir klar machen, das dass kompletter Unsinn ist mit den Quäkern. Als ich das nicht einsehen wollte, wurde das Klima recht schnell unter kühlt. Ich durfte mich nicht mehr an Projekte beteiligen und meine Lebensgefährtin wurde dezent nahe gelegt sich von mir zu trennen. Ich vermute diese Erfahrungen Christof mit Quäkern nicht gemacht hat.
Bibel in gerechter Sprache
Zu der von mir erwähnten Bibel in gerechter Sprache[10] schreibt Christoph: “Bibel in gerechter Sprache - ist doch ok, wenn man damit glücklich wird. Ich werde mich weiter mühen, am Text zu bleiben und um die Bedeutung zu ringen und dabei jede (!) Ideologie kritisch zu hinterfragen, die meint, Bedeutungshohheit in meinem Denken sein zu müssen und dazu zählen eben auch andere -ismen…(Feminismus et al.)”[11]. Christof verrät uns zwar nicht welche Bibel er nun den Vorzug gibt, aber er lässt uns unmissverständlich wissen, das er die Bibel in gerechter Sprache nicht mag. Meine Wertschätzung begründete ich damit:
“Wenn du [Christof] schreibst ‘Wie gut, das Ihre Sachen, die Sie in den letzten Jahrzehnten gesagt haben, nicht alle aufgezeichnet werden. Jeder irrt, jeder fehlt, jeder sagt Müll, der in den Orkus der Geschichte gehört’ ist das eine unzulässige bagatellisierung. Das waren keine vereinzelten Fehltritte, sondern tiefe Überzeugung von Luther. Das war vorsätzliche Volksverhetzung. Das Volksverhetzung in Deutschland unter strafe steht, dazu stehe ich mit voller Überzeugung. Wenn du weiter versuchst zu relativieren mit der Argumentation ‘Antisemitismus war damals weit verbreitet, wahrlich nicht nur bei Luther und natürlich ist das kein Ruhmesblatt für ihn’ sage ich dir, umgekehrt wird ein Schuh daraus: Aus dem Wissen heraus das Antisemitismus damals weit verbreitet war, sollte die bisherige Bibel-Exegese - allen voran die von Luther - auf den Prüfstand genommen werden, und unter Berücksichtigung dieses Wissen, betrachtet werden. Ein Projekt das sich dieser redlichen Aufgabe angenommen hat ist die - von die offenbar so verachtetet - Bibel in gerechter Sprache.’”[10]
Die Schrift (Bibel) wurde schon immer ausgelegt. Nichts anderes tat Jesus auch (Siehe Bergpredigt Mt5 z.B. oder Lk 20,27-40). Jede Bibelübersetzung ist eine Auslegung. Das einem die eine Auslegung besser in dem Kram passt als die andere, mag ja sein. Die Bibel in gerechter Sprache als Idiologismus abzutun ist aber albern. Sich lässt sich über den einen oder anderen Kunstgriff streiten, Luther hat sich aber bei weitem die gleichen künstlerischen Freiheiten genommen. So z.B. das er die verschiedenen Namen für Gott vereinheitlicht hat. Das er volkstümliche Sprichwörter verwendete, statt wortwörtlich zu übersetzen. Oder Ständebezeichnungen verwendete die es in der Antiken Welt nicht gab. Das größte aber auch subtilste Problem ist, das wir von einer Jahrhunderten alten Theologie geprägt sind, die von der antiken Welt nur ein Bruchteil wusste, was wir heute wissen und bei der Auslegung mit einfließen muss.
Aber ich werde mit Christof an diesem Punkt nie auf einen grünen Zweig kommen, da schon die Auffassung der Bibel kaum unterschiedlicher sein kann. Ich glaube, das die Bibel Zeugnis des Wirkens der Wahrheit und des Lichts ist. Aber mehr nicht. Die Bibel ist für mich nicht der einzige Zugang zu Gott und schon gar nicht das alleinige Wort Gottes. Es ist ist ein unermesslicher Schatz der Weisheit und Inspiration. Aber es ist für mich kein Gesetzestext. Währe es tatsächlich ein Gesetzestext, würde unweigerlich die Frage kommen: “Welches der Gesetzestexte der richtige ist” also welche Übersetzung die einzig gültige ist. Da es sich für mich aber so nicht verhält, kann ich gut alle Bibeln erst mal so nebeneinander gelten lassen und versuchen mich auf die eine oder andere Auslegung ein zu lassen (einschließlich Volxbibel). Dies wird ein s.g. “Bibel treuer Christ” so nie gelten lassen.
Jesus der Christus
Es klang schon mehr mals an, auch beim Verständnis von der Rolle Christus klaffen Welten zwischen mir und Christof. Einig sind wir uns (wahrscheinlich) nur an einem Punkt. Jesus der Christus ist für die Sünden der Welt gestorben. Und dann endet auch schon die Gemeinsamkeiten. Christof glaubt “Versöhnung wird uns durch den Kreuzestod Jesus Christi angeboten - nehmen wir diese für uns an und folgen so dem Ruf Gottes - sind wir mit Gott versöhnt und seine Kinder.”[8] so zumindest das erklärte Selbstverständnis seiner Gemeinde, wo er Pastor ist. Ich hingegen glaube, das Jesus für alle Menschen am Kreuz gestorben ist. Es ist ein bedingungsloses Geschenk an alle Menschen. Quasi eine Amnestie, eine Vergebung [12]. Aber eigentlich hat er sein Leben geopfert (und nicht sich selbst als Person). Er ist also nicht für uns gestorben, sondern er hat für uns gelebt. Sein Leben ist also eigentlich das wichtige. Was hat Jesus gepredigt, wenn man ihn gefragt hat wie in Mt 20,16: “Lehrer, was soll ich Gutes tun, damit ich ewiges Leben empfange?” Er hat doch nicht gesagt “Warte bis ich gekreuzigt wurde und dann rufe laut meinen Namen und verfluche alle, die es dir nicht gleich tun!” Nein, das hat er nicht gesagt! Er hat gesagt “Warum fragst du mich über das Gute? Einzig Gott ist gut.” Oh-ho! Er verweist nicht auf sich selbst sondern auf Gott! Also wenn du Gott suchst, suchst du das Gute. Und weiter sagt er: “Wenn du ins Leben eingehen willst, halte die Gebote.” Natürlich kommt jetzt die Frage “Welche?” und Jesus antwortet “Du sollst nicht töten, du sollst in Ehen nicht das Recht Gottes verletzen, du sollst nicht stehlen, du sollst nicht falsche Aussagen über andere Menschen machen, du sollst Vater und Mutter ehren und deine Nächsten lieben wie dich selbst. […] Wenn du vollkommen sein willst, geh’, verkaufe deinen Besitz und gib das Geld den Armen. So wirst du einen Schatz im Himmel haben, und dann komm’ und folge mir nach!” Amen! Dasteht das Jesus zu uns sagt, wir können Vollkommenheit erlangen. Das ist einer der Theologischen Grundlagen des Quäkertums. Es wird davon ausgegangen das Vollkommenheit auf Erden zu Lebzeiten möglich ist. Nicht Jesus allein ist vollkommen, sondern jeder kann es werden. Es ist aber nichts, was man einmal erlangt und nie wieder verlieren kann, sondern etwas um das man sich fortwährend bemühen muss. Deshalb ist Quäkertum in gewisser Weise ein Perfektionismus. Das Quäkertum belässt es also nicht nur bei der Sündenvergebung sondern sagt, das ist erst der Anfang zum Aufbruch zur Vollkommenheit. Was ihm den stetigen Vorwurf der Werkgerechtigkeit einbrachte. Dieser Vorwurf übersieht aber, das nach wie vor die Gnade/Vergebung bei Gott liegt und nicht bei den Menschen und ihren Werken. Es ist so, das aus dem Wissen, das Vollkommenheit möglich ist, die innere Verpflichtung und der Wunsch erwächst, Vollkommenheit an zu streben. Aber nicht um sich ein kuscheligen Platz an Gottesseite im Himmel zu sichern - das währe eigennützig - sondern um in Demut zu dienen und sein Kreuz zu tragen und Zeugnis für Gottes neue Welt abzulegen. Also ein völlig anderes Verständnis der Sündenvergebung.
Gottesbild
Dabei ist es egal wie man sich Gott vorstellt. Wenn Christof also schreibt ”[…] natürlich kann Gott (Jahwe) direkt zu Menschen sprechen, aber wer vermittelt Heil? Wer vermittelt den vaterhaften Zugang zu Gott? Jesus. Niemand sonst."[13] …dann sage ich, wenn du diesen Zugang gefunden hast, herzlichen Glückwunsch! Sehr schön das deine Beziehung zu Gott dem von Jesus gleicht. Aber die Bibel - allen Vorran die hebräischen Bibel - zeigt das es unterschiedlichste Formen der Beziehungen zu Gott gab. Wunderschön ist z.B. die Stelle mit Jakob 1. Mose32,23-33. Das ist ein Gott, der sich noch nicht mal zu schade ist, sich mit uns herum zu prügeln. Normaler weise prügelt man sich mit seinem Vater nicht solange bis er einem die Hüfte ausrenkt. Wenn Christof Gott auf die Vaterrolle reduziert und nichts anderes gelten lassen will, so lässt er Kamele durch Nadelöhr marschieren, und Rollstuhlfahrer Springseil springen. Nein das Gesetz von dem Jesus in Mt 20,16 spricht ist nicht das Wort wörtliche Gesetz des Mose sondern das Gesetz was jedem in das Herz geschrieben ist. Das hat selbst der Christozentrierte Paulus erkannt. wenn er Schreibt Röm 2,13 “Nicht die, die die Tora nur hören, sind gerecht in den Augen Gottes, sondern denen, die nach ihren Weisungen leben, wird Recht zugesprochen. Wenn Menschen aus den Völkern, die Tora nicht kennen, aus sich selbst heraus deren Weisungen erfüllen, so sind sie sich selbst Weisung, auch wenn sie die Tora nicht kennen. Sie zeigen damit, dass die Vorstellungen von richtigem Handeln, das die Tora fordert, in ihre Herzen eingeschrieben sind.” Also nicht das Wort sondern der Geist der Bibel ist wichtig und erlösend. Gerecht wird man nicht dadurch, das man das richtige Bild von Gott/Jesus hat - wie immer das aussehen mag - sondern in dem man den Willen Gottes tut. Jesus hat uns schon von der (Erb-)Sünde erlöst. Damit ist Weg zur Vollkommenheit freigeworden aber noch nicht das Ziel selbst erreicht.
Das das Kleben an Buchstaben (Manche nennen es Bibeltreue) den Sinn und Geist der Wahrheit völlig zu wieder laufen kann, zeigt zum Beispiel die Stelle Mk 7,5-13. Und natürlich kommt von Christof die obligatorische Stelle in Johannes 14,6: “ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben, niemand kommt zum Vater… kann man glauben, muss man nicht, vollkommen klar.”[14]. Nein, das muss nicht nur was mit glauben zu tun haben. Es kann auch einfach anders ausgelegt werden. Also, erst mal kommt diese aussage in nur einem der vier Evangelien vor (eigentlich gibt es noch mehr Evangelien - die aber nicht kanonisiert wurden). Also nur ein Zeuge von vier weiß was davon. Es ist also nur ein schwaches Indiz. Zu dem könnte man die Aussage auch als Gleichnis verstehen, wenn man den darauf folgenden Satz auch noch liest: "[…] Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben. Nur durch mich gelangt ihr zu Gott, der Quelle allen Lebens. Wenn ihr mich erkannt habt, dann habt ihr auch Gott erkannt." Wenn ich jetzt sage: Wer die Zustände in deutschen Altersheimen gesehen hat, hat die Hölle gesehen. dann ist klar das man nicht wirklich die Hölle gesehen hat, aber unglaublich schreckliche Zustände. Jesus sagt also: Seht her, so wie ich lebe, so lebt ein Mensch der von Gott beseelt ist. Wenn ihr das nicht sehen könnt, werdet ihr nie begreifen, was ein Gottgefälliges Leben ist! Es führt aber kein Weg an einem Gottgefälligen Leben vorbei wenn ihr in Gottes neue Welt wollt. Gut, jetzt wird man vielleicht einwerfen: Das sei an den Haaren herbeigezogen. Gut, was - ihr lieben Bibeltreuen Christen - ist mit dem Tod von Judas? Hat er sich nun erhängt, wie in Mt 27,5 beschrieben oder ist er Kopfüber zu Tode gestürzt, wie in Apo 1,18 Beschrieben? Selbst Jesus ist nur einen Tod gestorben. Kommt jetzt wieder die Begründung, er hätte sich bei dem Versuch sich zu erhängen zu Tode gestürzt. Ist das nicht ein bisschen an den Haaren herbeigezogen?
Abtreibung
Es gibt noch vieles auf das ich eingehen könnte. Ich will mich auf ein letztes beschränken. Nirgends in den Beiträgen von Christof ging es um Abtreibung. Ich weiß aber das es ein Heißes Thema unter den Freikirchen ist. Und es hat für mich auch indirekt was mit dem Friedenszeugnis zu tun. Ich finde es nämlich reichlich merkwürdig, das in Freikirchen-Kreisen gerade zu mit Fanatismus gegen Abtreibung gewittert wird. - …Nicht das ich mich übermäßig für Abtreibungen begeistern könnte. - Ich finde nur die Argumentation von den militanten Abtreibungsgegner merkwürdig. Sie berufen sich nämlich meistens auf das Tötungsverbot in der Bibel. Merkwürdiger weise, entwickeln sie aber nicht den gleichen Eifer beim Kampf gegen Krieg. [15] Ganz im Gegenteil. Die selben Kirchen, taufen sogar Soldaten in Uniform im Feld. Ja, was nun?! Sind wir nun gegen Töten oder nicht? Dann stellt sich bei der Abtreibung (und eventuell auch bei der Verhütung) die Frage nach dem Leben. Wir wissen durch die Wissenschaft immer mehr über die Stadien der Entstehung des Lebens. Ist das verhindern (Verhütung) des Einnistens der befruchteten Eizelle schon Mord? Oder erst nach der Befruchtung? Oder noch später, wenn das Herz anfängt zu schlagen? Ich erinnere an 5. Mose 12,23: “Nur: Bleibe standhaft, dass du kein Blut isst, denn das Blut ist das Leben.”. Das ist ja der Grund, warum die Zeugen Jehova kein Bluttransfusionen wollen. Die meisten Christen haben kein Problem mit Bluttransfusionen. Sie sagen entweder: ….Damals wussten sie es eben nicht besser. Heute wissen wir das nicht im Blut das Leben ist, oder verweisen auf Mt 15,11 **“Nicht das, was zum Munde eingeht, verunreinigt den Menschen; sondern was aus dem Munde herauskommt, das verunreinigt den Menschen” **.Könnte es nicht sein, das die Frage nach der moralischen Bewertung der Abreibung doch etwas schwieriger ist, als es fiele militanten Abtreibungsgegner wahrhaben wollen? Also ich sehe mich außerstande ein pauschal Urteil ab zu geben.
Eigentlich müsste ich noch was zu Homosexualität und Ehe schreiben. Dann habe ich so ziemlich jedes Reizthema evangelikaler Christen durch. Vielleicht mache ich das tatsächlich noch…
Fußnoten
- **[1]** Christof Lenzen Pastor in der FeG Eschweiler, die zum Bund Freier evangelischer Gemeinden gehört. http://eschweiler.feg.de/gemeinde.php und zum Verband http://de.wikipedia.org/wiki/Bund_Freier_Evangelischer_Gemeinden.
- **[2]** "2 Zitate: zum Schmunzeln und Nachdenken…", Christof am 8.1.09 - 10:38:51
- **[3]** "2 Zitate: zum Schmunzeln und Nachdenken…", Olaf Radicke am 7.1.09 - 00:58:35
- **[4]** "2 Zitate: zum Schmunzeln und Nachdenken…", Christof am 8.1.09 - 09:07:46
- **[5]** "2 Zitate: zum Schmunzeln und Nachdenken…", Christof am 8.1.09 - 10:38:51
- **[6]** "2 Zitate: zum Schmunzeln und Nachdenken…", Christof am 8.1.09 - 09:07:46
- **[7]** "2 Zitate: zum Schmunzeln und Nachdenken…", Christof am 7.1.09 - 10:00:25
- **[8]** "Wer sind wir", http://eschweiler.feg.de/gemeinde.php
- **[9]** Wikipedia zu "Bund Freier Evangelischer Gemeinden" http://de.wikipedia.org/wiki/Bund_Freier_Evangelischer_Gemeinden
- **[10]** "2 Zitate: zum Schmunzeln und Nachdenken…", Olaf Radicke am 6.1.09 - 19:54:27
- **[11]** "2 Zitate: zum Schmunzeln und Nachdenken…", Christof am 6.1.09 - 20:12:12
- **[12]** Wikepedia zu "Amnestie" http://de.wikipedia.org/wiki/Amnestie
- **[13]** "Islamkritik: Grundlegende Unterschiede zwischen Islam und christlichem Glauben", Christoph am 1.1.09 - 22:21:56
- **[14]** "Islamkritik: Grundlegende Unterschiede zwischen Islam und christlichem Glauben", Christoph am 31.12.08 - 15:45:46
- **[15]** Als Ausnahme sei hier auf den Artikel von Darius Dziombowski, verwiesen: http://www.the-independent-friend.de/?q=node/344
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