Mennoniten-Projekt "Unser Friedenszeugnis" (Teil V.)
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Kapitel 8
Das Kapitel steht unter der Überschrift “Jesus Christus befreit uns zu Gerechtigkeit und Frieden.". Im ersten Teil werden ein paar Fragen aufgeworfen, die sich mit der Aspekt der Gerechtigkeit in Bezug auf unsere Wirtschaftsordnung beschäftigen. Dann geht es über zum Privatrecht. Und hier heißt es:
- "Die Gerechtigkeit des Reich Gottes beinhaltet auch Verzicht auf Rache und Recht. Rache war zu biblischer Zeit selbst ein Rechtsmittel. Das mosaische Gesetz sucht übermäßiges Rächen auf Rache im richtigen Verhältnis zur Tat zu begrenzen. (2 Mose 21,24) Jesus und Paulus empfehlen, auf Rache, ja sogar auf das Suchen von Recht vor Gericht zu verzichten und stattdessen lieber Unrecht zu leiden und sich übervorteilen zu lassen.(1.Kor 6,1ff)"
Der andere Punkt ist, natürlich auch die Außenwirkung: Mt.7,2 ”[..] denn mit welchem Gericht ihr richtet, werdet ihr gerichtet werden, und mit welchem Maße ihr messet, wird euch gemessen werden." kann man auf zweierlei Art deuten. A) Eine zänkische Glaubensgemeinschaft die sich ständig gegenseitig vor Gericht zerrt, ist alles andere als attraktiv. B) Wenn man hier auf Erden kleinlich in seinem Urteil ist, darf man auch am jüngsten Tag keine Gnade erwarten.
Ich denke, es gibt Situationen in denen es richtig ist vor Gericht zu gehen. Zum Beispiel um Menschenrechte einzuklagen, die verbrieften Rechte im Grundgesetz durchzusetzen oder auch um Kriegsverbrecher anzuklagen. Auch hier haben Mennoniten und Quaker unterschiedliche Kulturen. Quaker nutzten von Anfang an, Gerichtsbarkeiten um Gerechtigkeit zu erlangen. Sie sammelten Geld und bezahlten Anwälte um zu Unrecht inhaftierte Glaubensgeschwister frei zu bekommen. Ich denke, es war gut, dass Quaker ihren Gegnern damit gezeigt haben, dass ihre Verfolger ihre eigenen Gesetze beugten, und damit große moralische Schuld auf sich luden. Der Name “Quaker” rührt wahrscheinlich sogar von einer gerichtlichen Auseinandersetzung her. G. Fox rief dem Richter zu, er solle wegen seiner Ungerechtigkeit vor dem Tag des jüngsten Gericht zittern. Seit dem nannten Einige die Quaker “Zitterer”.
Kapitel 9
In diesem Teil kommt gleich am Anfang ein Satz, der mir völlig unlogisch erscheint:
- “Jesus Christus macht dem Krieg ein Ende. Er selber schützt und trägt seine Gemeinde, bis diese Verheißung ihre Erfüllung findet. Darum können wir auf den Schutz irdischer Waffen verzichten, auch wenn der Weg Jesu uns in Leiden und Tod führen sollte."
In dem ersten Abschnitt des Kapitels, wird darauf eingegangen, dass Wehrdienstverweigerung eine passive Haltung ist, was aber moralisch nicht niedriger sein muss. Dann wird erörtert, dass man als Pazifist aber auch aktiv in Konflikten eingreifen kann. An dieser Stelle möchte ich darauf hinweisen, dass man gut prüfen sollte, ob dahinter nicht nur der Wunsch steht, anderen zu beweisen das man kein “Drückeberger” ist. Konflikte haben meist eine lange Vorgeschichte und viele Parteien sind auf komplexe Weise mit miteinander dabei verwoben. Blinder Aktionismus wird deshalb zum Scheitern verurteilt sein.
In zweiten Teil wird die These vertreten: “Die Zuwendung der Völker zu Gott als Mediator macht Kriege überflüssig." Nun, ich glaube, dass Gott zu jedem Menschen spricht, und zwar inwendig, als innere Stimme. Ich würde sagen “Innerer Christus”, aber ein Japaner würde vielleicht von der “Buddhanatur” sprechen. Wichtig ist, dass man diese Moralische Instanz in sich spürt, erlebt, ihr im Leben Raum gibt und sich ihr verpflichtet fühlt. Da ist es dann herzlich egal, ob ich das dann “Gott”, “Jesus”, “Buddha” oder “Tao” nenne. Aber wir müssen uns leider auch damit auseinandersetzen, dass es Kriegsverbrecher gibt die aus Gier, Hass und Verblendung diese innere moralische Instanz verleumden. Das können auch Wirtschaftskriminelle sein, die ganze Volkswirtschaften in den Abgrund reißen, wodurch Millionen von Menschen Hunger und Elend erleiden. Hier hat der Quaker William Penn, angeregt solche Leute unter Vormundschaft zu stellen, um Schaden von der Gemeinschaft abzuwenden:
- "Denn da man für alle Arten Wahnsinnige öffentliche Vorsorge trägt, so würde es unstreitig auch sehr angemessen sein, wenn der König einige Personen ernennen würde, die das Vermögen der Gierigen während ihrer Lebenszeit verwalteten, [...]" (Siehe "Ohne Kreuz keine Krone", Books on Demand; Auflage: 2. Auflage. (9. Februar 2011), ISBN-10: 9783839126080, Kapitel 13, Abschnitt 22, Seite 213)
Kapitel 10
Über die Zukunft haben Mennoniten offenbar klarere Vorstellungen als Quaker. Im zehnten Kapitel ist zu lesen:
- "In Jesus Christus wird die Schöpfung erneuert (2 Kor 5,17; Gal 6,15). Die Gemeinde erwartet Jesus Wiederkunft und damit die Vollendung seiner Herrschaft in einem neuen Himmel und einer neuen Erde (Off 21-22; 2 Petr 3,13). Die Hoffnung auf Gottes Zukunft will uns bewahren vor blindem Aktionismus und unbedingter Weltverbesserung, vor gottlosem Pessimismus und Rückzug in eine selbstzufriedene Innerlichkeit. Denn in Christus und seiner Gemeinde hat die Zukunft schon begonnen."
- "So ist dann das Reich Christi kein irdisches, sondern ein geistiges Reich, dass nicht in Worten, -- also auch nicht in Schriftwort, und noch weniger in hohen Ausdrücken menschlicher Weisheit, -- noch in äußern Beobachtungen, als Essen, Trinken, und der Gleichen sondern in der Kraft, -- nämlich in der Kraft Christi, welche die Sünde überwindet, -- in Ausübung der Gerechtigkeit, in Friede, und in Freude im heiligen Geist bestehet. Und da nun der, welcher hierin Christo dienet, das heißt, der Regierung seines Geistes darin Untertan und gehorsam ist, und einen aufrichtigen, rechtschaffenen, und gerechten Lebenswandel führt, Gott angenehm und den Menschen bewährt ist; so ist also das Reich Gottes nichts anders als: die Herrschaft und Regierung des Geistes Christi."
Womit ich mich äußerst schwer tue, ist der folgende Satz:
- "ER sei gepriesen! IHM sei alle Zeit Lob, Ehre und Dank"
Abschlußwort
Bei aller Kritik die ich geäußert habe, sei noch mal zu betonen: ich finde das Heft wichtig und lesenswert. Ich denke, Quaker sollten sich hiervon inspirieren lassen und etwas ähnliches auf die Beine stellen. Wichtig ist, ein ergebnisoffenes Arbeitsheft zu haben, das informiert und konfrontiert. Alles was ich geschrieben habe, könnte und sollte auch als Aufforderung an Quaker verstanden werden Mennoniten nachzueifern und es mindestens genauso gut zu machen.
Hinweis
Meine bisherigen Kommentare zum Heft sind hier zu finden:
Das besprochene Heft selbst gibt es als PDF zu herunterladen: Download.
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