Karnickelzüchterverein beschwert sich über die mangelhaften Zuchtergebnisse von Nichtmitgliedern
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“Karnickelzüchterverein beschwert sich über die mangelnde mangelhaften Zuchtergebnisse der von Nichtmitgliedern”, das dachte ich, als ich den Artikel “Kuriosität im Internet (3): Ist das schon krank? “[1] von den GYM-Redakteure gelesen hatte. Ich frage mich wirklich welches Signal das GYM damit geben will? Was soll das werden? Internetzensur? Maulkorb für Kritiker? Die Dinge die hier die GYM-Redakteure kritisieren, sind Meinungsäußerungen in Kommentaren zu der Meinungssäuerung eines Blogers. Für einen demokratischen Staat das natürlichste von der Welt. Was soll das werden - frag ich mich da? Mutiert das GYM jetzt zu einem Quäker-Scientology? Will der GYM jetzt jeden Mundtot machen, der nicht 100% auf seiner Linie ist?
Nehmen wir uns mal den zweiten Satz:
- "Da behauptet jemand, Quäker zu sein (Ich bin Quäker ...) und äußert sich in einem Internet-Blog derart befremdlich, dass sich der Betreiber dieses Blogs - immerhin Pastor einer freikirchlichen Gemeinde - unter anderem zu folgenden Äußerungen veranlasst sieht:"
Was soll der Gedankeneinschub “immerhin Pastor einer freikirchlichen Gemeinde”? Ist das irgend was besonders? Habt ihr euer Gleichheitszeugnis vergessen? Schon mal drüber nachgedacht, das es kein Zufall ist, das das GYM keine Pastoren hat? Oder schwingt da eine alte Sehnsucht des anonymen Autors/Autorin/Autoren mit, selber gerne Pastor(-in) werden zu wolle? Wenn damit angedeutet werden sollte, das dieser Pastor eine theologische Ausbildung habe und deshalb eine Kompetenz darstelle, dann sollte man mal genauer hinschauen und sich dessen Ausbildung und deren Qualität vergewissern. Halten die GYM-Redakteure sich wirklich für so kompetent auf dem Gebiet? …Okay.
- "Dass der Verursacher dieser Reaktionen eben kein Quäker ist (weder formell, noch im Geiste), wird deutlich, wenn wir abgesehen von der alltäglichen Höflichkeit und Achtung unsere Ansprüche an Umgangsformen betrachten."
Wieder einer dieser krusen Sätze, wie ich sie von den GYM-Redakteuren liebe. Was bitte sind “Höflichkeit und Achtung”, wenn nicht “Umgangsformen”? Aber gut mal abgesehen von den Formulierungsschwierigkeiten: schauen wir uns mal die Arbeitsthese an die da aufgestellt wird. Die These der GYM-Redakteure lautet doch im Kern: “Quäker ist, wer immer brav und lieb ist”. Das deutet auch der erste Satz des darauf folgenden Absatzes an, wenn die GYM-Redakteure schreiben:
- "Schon allein unsere Vorstellung von Gott in jedem Menschen gebietet uns stets eine von liebevoller Hinwendung getragene Haltung zu den Menschen in unserer Umgebung."
Was die “Umgangsformen” betrifft, bitte ich doch mal “Quäker - Glaube & Wirken”,19.40 [2] aufzuschlagen. Hier nur in Auszügen:
- " [...]Aber da dieses Hutziehen besonders damals zu einer obligatorischen Gepflogenheit geworden war, gefiel es dem Herrn, Seine Diener zu verpflichten, standhaft dagegen Zeugnis abzulegen, wie sehr sie auch immer dafür zu leiden haben würden. [...] Doch wann immer ich Gelegenheit hatte, mit meinem Vater zu sprechen, obwohl ich nun keinen Hut hatte, mit dem ich ihn beleidigen konnte, tat doch meine Sprache das Gleiche; denn ich sprach ihn nicht mit 'Sie' an, wie es der Anlass erforderte hätte, sondern mit 'du' oder 'dich', und dann ging er unweigerlich mit Fäusten auf mich los.
Durch das Zitat der “Ratschlägen und Fragen” Nummer 6 wird der Eindruck erweckt, es sei nicht statthaft andere Religionen oder Religionsangehörige zu kritisieren. Der Text lautet:
- "Arbeitet ihr freudig mit anderen religiösen Gruppen in der Verfolgung gemeinsamer Ziele? Während ihr Quäkereinsichten treu bleibt, sucht verständnisvoll Leben und Zeugnis anderer Glaubensgemeinschaften kennen zu lernen und mit ihren Anhängern freundschaftliche Bindungen einzugehen."
Ich will den Text gar nicht zerpflücken und auslegen. Ich stelle jetzt einfach mal ein Paar Aussagen Früher Freunde (Erste Quäker) dem gegenüber. Ich denke dann wird klar, das Kritik sehr wohl quäkerisch ist. Quäker stehen bedingungslos zur Glaubensfreiheit, aber wenn jemand Bockmist erzählt kriegt er (verbal) Kontra. Bockmist erzählen oder scheiße Bauen darf man nicht, nur weil man kein Quäker ist, und das mit seinem Glauben begründet. Gut, schauen wir uns mal an was ich so gefunden habe auf die Schnelle:
- "Es ist wahr, sie [die Anderen, die sich Christen nennen] haben wirklich ein Kreuz; allein es scheint nur ein Stellvertreter des Wahren Kreuzes zu sein; und es ist so bescheiden und nachgiebig, daß es Alles zu gibt, was seine Träger nur wollen. Denn anstatt ihren Willen dadurch zu ertöten, richten sie es nach ihren Willen ein, und gebrauchen es auch nur ihrem Belieben gemäß! Auf diese Art ist das Kreuz das Zeichen Derjenigen geworden, die Alles tun, was sie gelüstet. Dennoch wollen sie, dieses Kreuzes wegen, für Jünger der Jenigen gelten, der niemals seinen eigenen Willen, sondern allzeit den Willen seines himmlischen Vaters tat." (W. Penn, "Ohne Kreuz keine Krone", Pyrmont, 1825, Kapitel, §7, Seite 74)
- "Klöster sind Wohnsitze einer trägen, schmutzigen, unnützen Selbstverleugnung, wodurch die Menschen Anderen lästig fallen, um ihren Müßiggang zu nähren; eine Art religiöser Narrenhaufen, in welchen man die Verrückten einsperrt, damit sie draußen kein Unheil anrichten" (W. Penn, "Ohne Kreuz keine Krone", Pyrmont, 1825, Kapitel, §11, Seite 76)
- "Two of that party, John Luffe and John Perrot, diverted to Rome. John Luffe met Pope Alexander VII. Again we see an emphasis on the preaching framed by a sense of access to Truth. 'Thou pretendest to in Peter's chair,' said Luff according to this account.'Now know that Peter had no chair but a boat: Peter was a fisher, thou art a Prince: Peter fasted and prayed, thou farest deliciously and sleepest softly: he was mean in attire, thou art beset with ornaments and gay attire: he fished for men to convert them, thou hookest souls to confound them: he was a friend and disciple to Christ, thou ar indeed **Antichrist**.' (Braithwainte 1912, p 424)" (P. Dandelion, "an introduction to quakerism", Seite 30, ISBN 052160088-X)
- "Die Priester hatten den Leuten Angst gemacht gehabt mit der Lehre von der Erwählung und der Verwerfung; [...] Es trieb mich, diesen Leuten die Verkehrtheit in der Lehre ihrer Priester aufzudecken, und ich zeigte ihnen, wie sie die Schriftstellen aus dem Judasbrief und andere, auf die sie sich beriefen, verdreht hatten. [..] Solches kam den Priestern bald zu Ohren; [...] Sie veranstalteten darum große Zusammenkünfte von Priestern und stellten eine ganze Reihe von Verdammungen zusammen, welche in den Turmhäusern (Anmerkung: "Kirchen" sind gemeint) verlesen werden sollten, und die Leute sollten "Amen" dazu sagen. [..] Darauf bat ich sie, zu hören, was ich ihnen zu sagen habe; aber sie wollten nicht. Ich erinnerte sie daran, daß Pharao, der doch ein Heide gewesen sei, Moses und Aaron angehört habe, und Herodes hörte Johannes dem Täufer; sie sollten doch nicht schlechter sein als jene! Aber sie schrien: 'Hinaus! Hinaus!'." (G. Fox, Tagebücher, Siehe Artikel "'Aber der Landmann muß in Geduld warten' - Kapitel 11, aus den Tagebuch von G. Fox", http://www.the-independent-friend.de/?q=node/171 )
- "In den Niederlanden behinderten beide Parteien [Quäker und Mennoniten] wechselseitig ihrer Gottesdienste, bzw. nahmen an ihnen teil und forderten, vor der Gemeinde sprechen zu dürfen." (Sünne Juterczenka, "Über Gott und die Welt - Entzeitvisionen, Reformdebatten, und die europäische Quäkermission in der frühen Neuzeit", Vandenhoeck&Ruprecht, 2008, ISBN 978-3-525-35458-2, Seite 188)
- "[...] und 1670 wurden drei Amsterdamer Quäker festgenommen, die in Harlingen eine Mennoniten-Versammlung gestört hatten." (Sünne Juterczenka, "Über Gott und die Welt - Entzeitvisionen, Reformdebatten, und die europäische Quäkermission in der frühen Neuzeit", Vandenhoeck&Ruprecht, 2008, ISBN 978-3-525-35458-2, Seite 94)
Ich könnte die Liste fast beliebig verlängern. Mir zeigt sich damit, die mangelnde Geschichtskenntnisse oder das mangelndes Geschichtsbewusstsein der GYM-Redakteuren haben. Deutlich wird aber das eine öffentliche Diskussion über Theologie und geschichte Inhalte nicht gewollt ist und gedeckelt wird. Was ein linientreuer Quäker aber zu Sagen oder zu glauben hat, darüber schweigt sich des GYM aus. Oder was ihre Theologische Sicht der Dinge ist. Wahrscheinlich währe es ihnen am liebsten, das einfache Fußvolk hält die Klapper und nur die Partei - …ähhh - GYM-Organe geben unverfängliche Verlautbarungen bekannt.
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- **[1]** "Kuriosität im Internet (3): Ist das schon krank? ", 22. April 2009, http://www.rgdf.de//index.php?option=com_content&task=view&id=121&Itemid=1
- **[2]** "Quäker - Glaube & Wirken", Religiöse Gesellschaft der Freunde, 2002, ISBN 392969290