Warum ich kein Vereinsquaker bin
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Anlässlich des konfusen Geblubbers der Vereinsquakern (Offiziell: Religiöse Gesellschaft der Freunde (Quäker) Deutsche Jahresversammlung e.V.) in der Vereinszeitschrift “Quäker” (Jan./Feb. 2010), über die - aus ihrer Sicht - vermeintlichen Dissidenten, will ich mal versuchen, etwas mehr Substanz in die Angelegenheit zu bringen. Der Streit geht schon einige Jahre. Hier mal eine unvollständige Chronik der Ereignisse. (Glossar am Ende des Artikels)
- In der "Quäker"-Ausgabe Nr.6/2006 (Seite 271) veröffentlichte ich den Artikel "Gedenken zur Mitgliedschaft". Das löste in dem Bezirk Ost eine Welle der Entrüstung aus.
- In der "Quäker"-Ausgabe Nr.1/2007, gab es eine schriftliche Reaktion von Gisela Faust (Seite 39) und Volker Eulering (Seite 40)
- Am 14.01.2007 gab es eine "Aussprache" zu dem Artikel "Quäker"-Ausgabe Nr.6/2006. Zu der wurde alles an Vereinsmitgliedern in Bezirk Ost zusammengekarrt, was noch Beine hatte zum laufen. Es waren an dem Tag 12 Vereinsquaker anwesend, wo sonst normalerweise 2-3 kommen. Im Protokoll von dem Tag vermerkte die Schreiberin unter der Anwesenheitsliste: "Anmerkung der Schreiberin: Eine ähnlich zahlreiche Teilnahme wünsche ich mir ab sofort immer !!!" (Der Wunsch wurde ihr aber von ihren Vereinskameradinnen und -kameraden aber nicht erfüllt.)
- Unabhängig von den Entwicklungen in Berlin trat im Sommer 2007 auf der Deutschen Jahresversammlung Samar Ertsey aus dem Verein aus und erklärte, aber nicht aus der Religiösen Gesellschaft der Freunde auszutreten. Ursache war, dass er den Verein für nicht vereinbar mit dem Quakertum hielt.
- Am 11.11.2007 wurde ich endgültig von den Geschäftsversammlungen der Berliner Gruppe ausgeschlossen.
- Am 17.12.2007 habe ich die Schweizer Jahresversammlung, Quaker Council for European Affairs und Friends World Committee for Counsultation - Europe and Middle East Section angeschrieben und um Mediation gebeten. Keine Antwort. Der damalige Schreiber der Deutschen Jahresversammlung, Maurice de Coulon, ist einem persönlichen Gespräch mit mir ausdem Weg gegangen. Mehrere Einladungen wurden von ihm Ausgeschlagen.
- Im Sommer 2008 bin ich nach München gezogen.
- Weil mir eine Andacht im Monat zu wenig war (das war die Frequenz die die Münchner hatten, bevor ich kam), lud ich alle ein die öfter Andacht halten wollten, sich in den Wochen bei mir Zuhause Privat zu treffen, wo offiziell von der DJV keine Andacht angeboten wird. Der Schreiber des Bezirks Bayern, nahm an einer solcher "Haus-Andacht" auch ein mal teil.
- Am 31.08.2008 teilt die Monatsversammlung in Berlin auf Nachfrage des FWCC/EMES mit: "Wir empfehlen, dass die Münchner „freie Quäker-Gruppe“ keinen Eingang in Publikationen von anderen Jahresversammlungen oder von FWCC/EMES finden bzw. nicht durch die internationale Quäkergemeinschaft anerkannt werde."
- Am 13.09.2008 begann der "Quaker-Hauskreis" bei mir, weltweit E-Mails an andere Freund (Quaker) zu verschicken und sie ein zu laden, wenn sie nach München reisen, uns zu besuchen. Um den Mitgliedern der DJV nicht auf dem Schlips zu treten (weil wir etwas über ihre Köpfe hinweg tun würden) stellten wir in der Mail klar: "We are an independent gathering without administration or attachment to any yearly meeting. We are open to all and any ways of Quakerism."
- In der Münchner Gruppe entbrannte zu der Zeit ein heftiger Streit, als Maurice de Coulon meinte, die Gruppe in München mit doppeldeutigen Bemerkungen in E-Mails vor mir warnen zu müssen. In laufe der schriftlichen Auseinandersetzungen gab er mir die Schuld an der Eskalation in der Berliner Gruppe, ohne dass er sich mit den Fakten auseinander gesetzt hatte (was er selber zugeben musste). Hier zu gabe es am 21.09.2008 eine Ausprache mit Maurice de Coulon und Richard Burke, die ergebnislos blieb. (Siehe auch Anhang E-mail-Korrespondenz als zip-File)
- Als erste Reaktion wurden gleich wieder - wie schon zu vor in Berlin - die von ihnen so genannten "Freunde der Freunde", Sprich: in seinen Augen "Nichtvereinsquaker" weil nicht im Verein, von den Geschäftsversammlungen ausgeschlossen. Das führte zu so absurden Situationen, dass über Anträge von Personen beraten und beschlossen wurde, die selbst nicht an den Geschäftsversammlungen teil nehmen durften (noch nicht mal als Beobachter).
- Das war mir schlicht zu blöd. Und so suchte ich den Kontakt zu Samar Ertsey. Der machte mich mit einem Quaker Eckhard Krüger bekannt, der sich schon vor Jahren, über den Ärger mit der Vereinsmeierei, von der Deutschen Jahresversammlung zurück gezogen hatte.
- Am 28.10.2008 empfahl uns Harry Albright von FWCC auf Anfrage von Samar, wenn wir nicht mit den Vereinsquakern klar kämen, sollen wir halt unser eigenes Ding machen. So wie es viele andere Quaker auf der Welt auch tun würden. (Siehe Anhang unten)
- Zu dritt begannen wir dann ab Januar 2009 gemeinsam Andachten abzuhalten, die öffentlich waren. Und zwar wöchentlich.
- Am 3.5.2009 feierten wir zum ersten mal zusammen mit den Münchner Mennoniten gemeinsam Gottesdienst. (Siehe : "Bericht vom gemeinsamer Gottesdienst mit den Mennoniten am 3.5.2009"). Ein Anliegen was ich schon lange hatte, aber mit den Vereinsquakern leider nie um zusetzen war.
- Als Reaktion auf unsere wöchentliche Andacht erhöhte die Andachtsgruppe der Vereinsquaker die Andachts-Frequenz ebenfalls, und zwar auf zwei mal in Monat. Als ich den Antrag damals bei ihnen stellte, die Andacht mehr als ein mal in Monat ab zu halten, hieß es das ginge nicht. Denselben Antrag hatten über Jahre hinweg diverse Freunde - darunter auch Samar und der derzeitige Älteste des Bezirks Bayern, Richard Burke - ebenso vergeblich gestellt. Begründung war stets, da würde niemand kommen. Offenbar geht es doch... Sei es drum.
- Also wir unsere Homepage www.WasKannstDuSelbstSagen.de/ online stellten, begannen die Vereinsquaker eine ganze Reihe von Domains zu reservieren (Siehe den Artikel "Fragwürdiges Internetgebaren des GYM").
- Wir ließen unsere Versammlung auf der Seite der Stadt München auflisten und ein paar Monate später taten sie es auch. Alles nicht sehr kreativ.
- Im Sommer 2009 tobte zwischenzeitlich ein heftiger so genannter Edit-War um den Artikel "Deutsche Jahresversammlung" in der - aus meiner Sicht - unter anderem die NS-Zeit des GYM geschönt werden sollte.
- Seit die Unabhängigen Quaker München (so haben wir uns in Abgrenzung selber genannt) die gleichen Räume wie die Mennoniten in der Simeonsgemeinde genutzt haben, pflegen wir zu den Mennoniten ein herzliches Verhältnis. Um so peinlicher empfinde ich es, wenn ich hören muss, das Vereinsquaker meinen Andere - wie die Mennoniten zum Beispiel - vor uns warnen zu müssen. Aber es ist leider so.
- Irgendwann, zweite Hälfte letzten Jahres (2009), suchte der Ex-Schreiber der Deutschen Jahresversammlung (und Vereinsquaker) Maurice de Coulon, den Abtrünnigen Quaker Eckhard auf, um ihn in einem persönlichen Gespräch zu seinem Tun zu befragen. In Mittelpunkt des Gesprächs standen die Umstände, unter die der neue Verein 1991 gegründet wurde.
- Im "Quäker"-Ausgabe Nr.6/2009 (Seite 295) veröffentliche Maurice de Coulon nun den Artikel "Da, wo zwei oder drei...". Darin beschäftigt er sich mit der Vereinsgründung. In diesem Artikel versteigt er sich zu der Aussage: "[...] die damalige Verfassung, so doch auch deshalb tragbar gewesen, weil in der Versammlung von damals, die Bereitschaft bestand (als Grundlage für das 'sense of the meeting'), [...]". Diese Versammlung von der er da spricht, war nicht die Deutsche Jahresversammlung! Ein solcher Beschluss wurde nie in einer Jahresversammlung gefasst. Es wurden noch nicht mal die Mitglieder auf einer Jahresversammlung darüber in Kenntnis gesetzt. Diese Versammlung auf die er sich bezieht, fand in einem kleinen Kreis von 27 Personen statt. Da kann man wahrlich nicht von einem 'sense of the meeting' sprechen, in den die Deutsche Jahresversammlung als Ganzes einbezogen wurde. Zumal da Eckhard ausdrücklich als Mitglied diesem Beschluss nicht zugestimmt hätte - er hätte denn davon erfahren. Nun ist aber die Einmütigkeit der Beschlüsse quakerische Grundbedingung für ihre Gültigkeit.
- Als Antwort veröffentlichte Helga Tempel in der Ausgabe "Quäker"-Ausgabe Nr.1 Jan./Feb. 2010, den Artikel "Lieber Maurice,...". Und auch hier wieder nichts anderes als Nebelkerzen (Siehe: Kommentar zu "Quäker"-Ausgabe Nr.1 Jan./Feb. 2010 - 84. Jahrgang ).
Okay, wir sind also die Quaker, vor denen euch die Vereinsquaker schon immer gewarnt haben. In der Tat gibt es einige Dinge, die wir anders sehen und anders handhaben. Ich mache hier mal eine Liste von Beweggründen, warum ich mich den Unabhängigen Quakern angeschlossen habe.
Ich bin überzeugt der Verein ist widernatürlich für das Quakertum. Und auch unnütz. Ich habe die Vermutung, er wurde nur gegründet, um Steuern zu sparen und lukrative Erbschaften machen zu können.
Was mich maßlos nervt, ist die Intransparenz, mit der Dinge in der Deutschen Jahresversammlung beschlossen werden
Den Grund dafür sehe ich in dem Problem, dass das Quakertum in Deutschland auf den Kopf gestellt wurde. Normalerweise sind die Monatsversammlungen autonom. Und sie schicken Delegierte in die nächsthöheren Gremien: die Vierteljahresversammlungen. Und die wieder ihrerseits Delegierte in die Jahresversammlung. Also vergleichbar mit einem anarchistischen Rätesystem. In Deutschland ist es aber andersherum. Es sind alle Mitglieder im obersten Gremium, der Deutschen Jahresversammlung. Viele Mitglieder haben gar keine Monatsversammlung. Damit das nicht im absoluten Chaos versinkt, gibt es für jeden Pups ein Ausschuss, der Beschlüsse vorbereiten und umsetzen soll. Das Problem ist nur, dass diese Ausschüsse nicht nachvollziehbar besetzt werden, von einem ‘Bennenungsausschus’. Normalerweise werden Ausschüsse direkt von den jeweiligen Geschäftsversammlungen der Monats-, Vierteljahres- und Jahres-Versammlungen kontrolliert. Da es aber so gut wie keine Monatsversammlungen gibt, obliegt die Kontrolle den Vierteljahres- und Jahres-Versammlungen. Nur die trifft sich nur äußerst selten und setzt sich größtenteils aus Mitgliedern zusammen, die man das ganze Jahr nicht gesehen hat. Und so sind die Ausschüsse übermächtig geworden. Die einzelnen Versammlungen können kaum kontrollieren, was ihnen von der Ausschüssen eigentlich vorgeschlagen wird. Und welche Optionen ihnen unterschlagen werden.
Zu welchen Absurditäten das führt, ist recht gut zusehen, bei der Aufnahmeprozedur. Der Aufnahmeantrag wird beim Bezirk (Vierteljahresversammlung) eingereicht. Die beauftragt eine Monatsversammlung mit den Aufnahmegesprächen. Meist haben die Antragsteller aber keine Monatsversammlung bei sich in der Nähe. So gibt es im gesamten Bezirk nur eine einzige Monatsversammlung die sich regelmäßig trifft: Berlin. Der Bezirk Ost reicht aber von Rostock bis Chemnitz und von Eisenhüttenstadt bis Eisenach. Also wird der derjenige auf eine Bezirksversammlung eingeladen. Vielleicht wird er auch zu Hause mal besucht. Dann schlägt das Aufnahmekommitee dem Bezirk vor aufzunehmen oder nicht. Dieser Vorschlag wird an die Jahresversammlung weiter gereicht. Die kennt den Neuen in der Regel nicht und folgt der Empfehlung des Bezirks. Dann wird der Neue formal von der Jahresversammlung aufgenommen. Und der Clou ist noch, dass er damit automatisch einem Verein beigetreten ist, ohne es zu wissen. Die Vereinssatzung wird ihm nicht unaufgefordert übergeben, sondern er/sie muss explizit danach fragen. In der “Ordnung des Zusammenlebens” in der Version von 2003 (ISBN 3-929696-31-2) wird auf Seite 33 und 34 immer von der “Mitgliederversammlung” gesprochen. Das wäre aber die Jahresversammlung des Vereins. Daran kann man auch erkennen, dass die “Ordnung des Zusammenlebens” überhaupt nicht zusammenpasst mit der Vereinsform. Das dort beschriebene Prozedere wird auch selten eingehalten.
Ein anderer Punkt, den ich kritisiere betrifft die Absentisten. Also Mitglieder, die nie in Erscheinung treten. Und wenn sie mal in Erscheinung treten, glauben sie bei allen mitreden zu müssen, ob wohl sie überhaupt nicht wissen, was in der Gemeinde aktuell los ist. Das berührt auch die “Ordnung des Zusammenlebens”. Da steht nämlich auf Seite 34, dass sich Mitglieder aktiv um das Gemeindeleben kümmern sollen. Andernfalls ist zu prüfen, ob es triftige Gründe für das Fernbleiben gibt. Ist dem nicht so, können Gruppen und Bezirke den Ausschluss bei der Mitgliederversammlung, also der Jahresversammlung beantragen. Das wird aber nicht gemacht. Stattdessen zählt man die ganzen Karteileichen weiter zu den Mitgliedern. Aber selbst wenn ein solcher Ausschluss mal beantragt werden sollte, würde es der Jahresversammlung wohl schwer fallen, darüber zu entscheiden, da ja die meisten Mitglieder das ganze Jahr über keine Kontakte zueinander haben. Das ist der nächste Punkt. Es wäre gut möglich, dass jemand Puffbesitzer auf der großen Freiheit in Hamburg wäre, ohne dass die Vereinsquaker das mitbekommen würden. Einfach, weil es kein aktives Gemeindeleben gibt. In Hamburg gibt es nur einmal im Monat Gottesdienst. Und zu dem gehen noch die wenigsten! Aber es gibt noch jede Menge Gebiete da gibt es GAR NIX!!!!
Wenn dann jemand mal Mitglied geworden ist, kann er davon ausgehen, dass er recht schnell ein Amt aufs Auge gedrückt bekommt. Egal wie unerfahren er ist. Das hat im Wesentlichen zwei Gründe, bin ich der Überzeugung. Erstens hat keiner Bock, Verantwortung zu übernehmen und die Neuen wollen sich möglichst schnell “bewähren”, und zum anderen lassen sich Unerfahrene leichter unter Druck setzen und mit altklugem Gerede beeindrucken. Mit Widerstand ist da nicht zu rechnen. So lässt man dann gerne die Drecksarbeit die Neuen machen. Selbst die wichtigsten und schwierigsten Ämter werden mittlerweile mit blutigen Anfängern besetzt. So wurde das höchste Amt, der Schreiber der Deutschen Jahresversammlung, also der “Vereinsvorstand” an jemanden vergeben (Horst-Dieter Breuer), der vier Jahre zuvor (im Frühjahr 2005) Mitglied der DJV geworden war!
Auch die Verteilung der Mittel sagt viel darüber aus, wo die Gewichtung der Deutschen Jahresversammlung liegt…
- Jahresversammlung: 80%
- Bezirks- bzw. Vierteljahres-versammlung: 20%
- Monatsversammlung: 0%
Ein anderer Punkt, den ich an den Vereinsquakern kritisiere, ist die Handhabung der sogenannten Doppelmitgliedschaft. Ich sehe das als einen Teil des Problems, das ich zuvor beschrieben habe. Von Anfang an ging die Deutsche Jahresversammlung damit sehr lasch um. Es war in erster Linie das Zugeständnis an die Bürgerliche Schicht. Das Resultat war, dass lange Strecken über die Hälfte der Mitglieder in anderen Gemeinschaften Mitglieder waren. Zumeist in der evangelischen oder der katholischen Kirche. Heute, mit zunehmender Säkularisierung, wird das Problem abnehmen. Genaue Erhebungen hat es aber in der letzten Zeit nicht gegeben. Ich halte solche Doppelmitgliedschaft aber prinzipiell für sehr Kritisch. Ich bin der Meinung, man sollte nicht auf mehreren Hochzeiten tanzen. Man muss sich irgend wann mal verbindlich entscheiden, wo man hingehört. Gerade die Katholiken und Protestanten haben eine ganz andere Theologie als die Quaker. Wenn man einigermaßen ehrlich ist, muss man eingestehen, dass sich die Auffassungen gegenseitig ausschließen. hier nur einige Schlagworte, wo es große Differenzen gibt:
- Verständnis der Sakramente
- Einstellung zur Gewalt und Krieg
- Einstellung zum Eid
- In der Rechtfertigungslehre
- Abendmahl, Taufe und Heirat
- Stellung der Bibel
- Priestertum
- Christologie
- Ekklesiologie
- Und, und, und...
Überhaupt fehlt mir bei den Vereinsquakern der Wille und das Vermögen zu einer kritischen und vor allem selbstkritischen Einstellung! Kontroversen werden schon im Ansatz erstickt. Schon gar nicht werden sie in größerer Öffentlichkeit ausgetragen. Immer mit dem Argument: “Quaker sind friedlich und tun so was nicht.” und das ist Quatsch! Dieser Irrglaube rührt daraus, das die Vereinsquaker sich niemals ernsthaft mit Quakergeschichte beschäftigt haben. Das offenkundige Desinteresse an den eigenen Wurzeln, zeigt sich unter anderem darin, das die Deutsche Jahresversammlung und deren Literaturausschuss unfähig oder unwillig ist, fundermentale Quakertexte neu auf zu legen und zu publizieren. Es gibt schon seid Jahrzehnten keine Fox-Tagebücher mehr auf Deutsch. Für die Wiederauflage eines Grundlagentextes von Penn habe ich selber gesorgt (Siehe: William-Penn-Buch nach 184 Jahren wieder neu aufgelegt). Zu der mangelnden Kritikfähigkeit zähle ich auch den Monate langen Edit-War um die Quakerartikel in Wikipedia. Für mich wäre es an der Zeit, das die Deutsche Jahresversammlung öffentlich eingesteht, das sie während der Zeit der Nationalsozialisten versagt hat. Es gab einige Mitglieder die großartiges für die Menschlichkeit getan haben, aber es gab auch Täter unter den Mitglieder. Die Deutsche Jahresversammlung ist nicht ihrem Zeugnis treu geblieben und hat sich öffentlich als Gemeinschaft den Nazis in den Weg gestellt. Das ist einfach mal Fakt! Viele andere Gemeinschaften haben sich schon untereinander um Vergebung gebeten, für das Unrecht was sie einander angetan haben. Es ist an der Zeit das die Deutsche Jahresversammlung sich öffentlich zu ihrem Versagen bekennt! Solange das nicht geschehen ist, ist für mich eine Mitgliedschaft in der Deutschen Jahresversammlung ausgeschlossen!
Die Mitgliederstrucktur und ihrer Ursachen habe ich schon angerissen. Ich halte es für sehr kritisch, das die derzeitigen Mitglieder der Deutschen Jahresversammlung auffällig homogen sind. Die meisten sind im fortgeschrittenen Alter, stammen aus bürgerlichen Verhältnissen, sind Akademiker, finanziell abgesichert, arbeiten oder haben gearbeitet im sozialen und pädagogischen Bereich. Ich habe nichts gegen diese Gruppe, aber ich halte es für ungesund wenn die Gesellschaft fast nur aus einem bestimmten Teil der Bevölkerung stammt. Die derzeitigen Strukturen und die derzeitige Kultur der Vereinsquaker fördern offenbar eine solche Homogenisierung. Das ist aber untypisch für Quakergemeinschaften! Geschichtlich betrachtet waren die Quaker, zum Beispiel im Vergleich zu den Mennoniten, auffallend gemischt (Siehe: Wikipedia-Artikel). Von daher sollte man genau hinsehen, warum das so ist. Könnte es sein, das Mitglieder nur aufgenommen werden, wenn sie den “gewissen Stallgeruch” haben? Oder weil die Angebote der Vereinsquaker einseitig zugeschnitten sind?
Aber ich wollte nicht nur maulen und habe mir gesagt: “Es gibt nichts Gutes, aus man tut es….” und so gibt es jetzt eine Quakergruppe, die nicht an die Deutsche Jahresversammlung angeschlossen ist. Die Unabhängigen Quaker München! Das ist die ganze Story…
Glossar
In dem Artikel fallen eine ganze Menge Begriife, die nur im Quakertum auftauchen. Um den Leser bei der Orientierung zu helfen, habe ich hier noch ein kleines Glossar angehängt.
- Absentisten
- Synonym für "Kateileichen" und "U-Boot-Christen". Also Mitglieder die nie in Erscheinung treten, oder nur wenn es was zu "fressen" gibt.
- Ausschluss
- Ausgeschossen werden kann man abgestuft: von der Mitgliedschaft, von der Geschäftsversammlung und von der Andacht.
- Ausschuss
- Eine Gruppe, deren Besetzung von den jeweiligen Geschäftsversammlungen besetzt werden. Sie sollen beschlussfähige Vorschläge für die Geschäftsversammlungen erarbeiten und deren Umsetzung abwicklen. Diese Ausschüsse sind in der DJV eine sehr mächtige Einrichtung. Auf Grund geographischer verstreutheit der Mitglieder, ist deren Arbeit nur schwer durchschaubar und kontrollierbar.
- Berlin
- Mit Berlin ist synonym die Andachtsversammlung in Berlin gemeint. Mit dem dazugehörigen (Quaker-)Büro, stellt es quasie das "Machtzentrum" der DJV dar.
- Berliner Gruppe
- Synonym für die Monatsversammlung in Berlin von der DJV
- Beschluss
- Ein Beschluss kommt durch ein sens of the meeting zustande.
- Bezierk
- Synonym für Bezirksversammlung.
- Bezierk-Ost
- Eine geograpische Organisationseinheit der DJV. Er umfast die Neuen Bundesländer.
- Deutschen Jahresversammlung (DJV)
- (Oberstes) Gesamt-Gremium in der Oranisationsstrucktur. Da die Lokalen Gruppen in Deutschland nicht auonom sind, wird Deutschen Jahresversammlung auch synonym benutzt, um die Gesamtheit aller in iher organisierten Mitglieder zu bezeichnen.
- Dissidenten
- Verwende ich hier in dem Sinne, für die Quaker, die gegen die Strukturen und Gebaren der DJV oponieren.
- Doppelmitgliedschaft
- Die DJV erlaubt es, Mitglied in meheren Kirchen zu sein.
- Eckhard Krüger
- Langjähriges Mitglied der DJV und Mitbegründer der UQM.
- Edit-War
- Damit ist gemein, das man ohne rücksicht, versucht einem Artikel in Wikipedia nach seinen Geschmack zu verändern. Es wird dabei nicht mit anderen das Für und Wieder von Fakten abgewogen, sondern versucht vollendete Tatsachen zu schaffen.
- Freunde der Freunde
- Menschen die mit dem Quakertum sympatisieren, aber die Überzeung nicht föllig teilen.
- Friends World Committee for Counsultation - Europe and Middle East Section (FWCC-EMES)
- Eine Abteilung des FWCC, der für Kooperation und Komunikation unter verschiedenen Quakergruppen zuständig ist. Die Organisation hat keinerlei Machtmittel und ist rein informeller Natur.
- Gisela Faust
- Langjähriges Mitglied der DJV. Hat eine Reihe von Ämtern und Aufgaben in Rahmen der DJV und des Bezierk-Ost. Verfächterin des Vereinsquakertum
- Gottesdienst
- Dieser Begriff wird von der DJV gemieden, da es viele Atheisten und Universalisten unter dem Mitgliedern gibt, die sich in erster Linie als Quaker und nicht als Christen verstehen. Synonym wird "(Stille) Andacht" verwendet
- Gruppe
- Das kann eine Andachtsversammlung mit und ohne organisatorischen Strukturen sein.
- GYM
- Abkürzung für German Yearly Meeting. Synonym für DJV
- Helga Tempel
- Langnjähriges Mitglied der DJV. Verfächter des Vereinsquakertum.
- Maurice de Coulon
- Langnjähriges Mitglied der DJV. Ehemaliger Schreiber der DJV. Und verfächter des Vereinsquakertum.
- Mitgliesbeiträge
- Synonym für "Zehnter", "Kirchensteuer", etc.
- Mitgliederversammlung
- Unscharfer Begriff. Eigendlich ein Begriff aus dem Vereinsrecht. Also die Vollversammlung der Vereinsmitglieder, die vom Gesetz vorgeschrieben ist. Von den Vereinsquakern wird der Begriff fälschlich synonym für die Geschäftsversammlung der DJV verwendet. Und manchmal auch für Geschäftsversammlungen, die im Sinne des (Vereins-)Gesetzes keine Mitgliederversammlung sind. Also etwar die Bezirksversammlungen zum Beispiel.
- Monatsversammlung
- Kleinste Organisationseinheit im Quakertum. In Deutsland bei der DJV weitestgegehent entmachtet. Sie haben z.B. keinerlei Entscheidungsgewalt über die Verwendung von Mitgliedsbeiträge. Und ohne Moos ist bekanntlich nichts los...
- NS-Zeit
- Die Zeit zwischen 1933-1945
- Ordnung des Zusammenlebens
- In anderen Konfessionen würde man von "Kirchenrecht" sprechen. Ein kleines Buch, in dem die organisatorischen Dinge beschrieben werden.
- Quaker
- Unschafe Bezeichnung für Menschen, die quakerische Überzeugungen haben.
- Quakerarchiv
- Hat es in Deutschland nicht wirklich gegeben. Die Unterlagen vergammelten Jahre lang unsortiert und verstreut auf zum Teil privaten Dachböden in ganz Deutschland.
- Quaker Council for European Affairs
- Eine Quaker Lobby-Organisation in Europa.
- Der "Quäker"
- Eine Zeischrift, die von der Deutschen Jahresversammlung alle zwei Monate errausgegeben wird.
- Quäkerhilfe
- Autonomer Verein. Es gibt personelle überschneidungen mit den Mitgliedern der DJV. Mitglied in Quäkerhilfe darf nur werden, wer Mitglied in dem Verein der DJV ist. Sein Geld spenden darf natürlich jeder!
- Richard Burke
- Älteste des Bezirks Bayern und somit Mitglied der DJV.
- Samar Ertsey
- Ist langjähriges Mitglied der DJV und ist das, was ich oben ironisch als Dissidenten bezeichnet habe. Mitbegründer der Unabhängigen Quaker München.
- sens of the meeting
- Vereinfacht gesgat, ist es ein "einstimmiger Beschluss". Im Detail muss man das aber (spirituell) ausdiferenzieren.
- Schreiber-in
- Ein Amt, das in erster Linie die Aufgabe hat, daführ zu sogen das die Versammlungen geordnet ablaufen und die Beschlüsse protokolliert werden.
- Schweizer Jahresversammlung
- Das gleiche wie die DJV, nur für die Schweiz.
- Unabhängigen Quaker München (UQM)
- Die von den Dissidenten gegründete Andachtsversammlung, die nicht der DJV angeschlussen ist.
- Vereinsmitglieder
- Gemeint sind die Mitglieder der DJV, die kein Problem mit der Gründung und der Strucktur des 1991 gegründeten Vereins haben.
- Vereinsquaker
- Damit verspotte ich die, die ihr Quakertum über die Mitgliedschaft in einem Verein definieren.
- Vierteljahresversammlung
- Synonym für Bezirksversammlung. Bindeglied zwischen Monatsversammlungen und Jahresversamlung (der Theorie nach). Der Bezierk-Ost ist eine Vierteljahresversammlung
- Volker Eulering
- Ebenfalls lanjähriges Mitglied in der DJV. Aus dem Bezierk Nord-West, wenn ich nicht irre.
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